was die bernerInnen freut

mit ihrem eigenen lebensqualitätsbericht betrat bern 1999 für eine stadt neuland. erstmals wurde das thema nicht nur im städtevergleich beackert, sondern auch vertieft aus berner sicht abgehandelt. der erfolg der ersten publikation führte zu einer wiederholung des reports im vierjahres-rhythmus. mit dem neuesten bericht liegt die dritte ausgabe vor, die erstmals auch gesicherte trends und damit einsichten in den nachhaltigen kulturwandel in der stadt erkennen lässt.

die lage an der aare, die übersichtlichkeit der verhältnisse und die schönheit der stadt freut auch die bewohnerInnen berns am meisten (foto: flickr mtomsett)
die lage an der aare, die übersichtlichkeit der verhältnisse und die schönheit der stadt freut auch die bewohnerInnen berns am meisten (foto: flickr mtomsett)

an bern den bernerInnen die schönheit der stadt, die überschaubare grösse und die ambiance. gelobt geschätzt werden die lage an der aare, das grün in der stadt und der öffentliche verkehr. das hat viel mit der vorherrschenden definition von lebensqualität zu tun. wichtig sind den bernerInnen das eigene wohnumfeld und eine intakte natur. denn sie werden als voraussetzung für ein angenehmes, gesundes leben gesehen.

allerdings gibt es in der wichtigkeit der lebensqualitätsfaktoren beträchtliche unterschiede. nicht einmal zwischen den politischen lager, auch nicht auffällig zwischen den generationen. aber aber zwischen schweizerInnen und ausländerInnen. diese betonen die materiellen voraussetzungen des lebens viel stärker. arbeit und geld, erwerb und verdienst sind ihne viel wichtiger, und sie reagieren viel sensibler auf arbeitsplatzrückgänge und teuerung, aber arbeitslosigkeit und unerschwingliche konsumpreise. bei den schweizerInnen in der stadt bern gehört das nicht zur primären definition von lebensqualität. da dominieren die nachmateriellen werte, und damit auch die fragen der selbstentfaltung und der lebensumstände, die das erlauben.

interessant, dieser lebensqualitätsbericht, sagt sich der stadtwanderer, der sich dabei ertappt, es für selbstverständlich zu halten, arbeit zu haben und geld zu verdienen, am rande der stadt im grünen wohnt, sich darum kümmert, wohin er über mittag stadtwandern gehen darf, und ob ihn dabei die gelenke schmerzen, wenn er über berns pflastersteine spaziert …

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

5 Gedanken zu „was die bernerInnen freut“

  1. @stadwanderer
    der letzte satz gefällt mir und rückt vieles in ein anderes licht.
    die leicht überhebliche, selbstgefällige, “bernverliebtheit”, gepart mit nachmateriellen werten, welche in diversen selbsterfarungsgruppen angeeigneten und zelebriert werden, hat zwar durchaus ihren reiz und ähnelt in manchem selbtverliebten burgerlichen wertvorstellungen, kann aber auch ziemlich auf “gäder gehen” und für eine kritische prosperität und entwicklung berns ganz schön hinderlich sein.

  2. danke, röschtigraber, und schöne ferien in südfrankreich. vergiss nicht, die alte burgundia von könig gundobad, die unter rudolf und berta im 10. jahrhundert wieder entstand, umfasste nicht nur bümpliz. sie reichte auch bis zur rhonemündung ins mittelmeer.
    je nachdem, wo du in südfrankreich ferien machst, bis du also auf eine art immer noch zuhause …

  3. Die LQ-Berichte offenbaren einiges, was ist, was zu tun wäre und in welchen Bereichen die Executive lieber dem Kanton oder Bund die Verantwortung überlässt.
    Erkannt wurde, wie die Nicht-Betuchten an den lärm- und emissionsbelasteten Strassen ihre Wohnung und weniger ihr „zu Hausesein“ haben.

    Vielleicht liegt eine Ursache für diese dissonante Wohnsituation im „Einsatz für Lebensqualität in Bern” und der „Beurteilung des Engagement jedes Einzelnen“, bei der eine grosse Mehrheit auf Seite 94 anmerkt: „71-72 % sollte mehr machen“.
    Drei Seiten weiter ist nach zu lesen: „Tatsächliches Engagement für die Lebensqualität“: 75% NEIN!

  4. P.S.
    sorry das “zuhause” an röschtigraber korreliert rein zufällig mit meinem “weniger ihr zu Hausesein haben”.

    eine nachträgliche korrektur war leider nicht mehr möglich.

    grüessli
    walko

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