unter wanderer-kumpels

noch vor das bier serviert war (er: schweizerisches, ich: tschechisches) waren wir mitten drin:


auf ein bier mit dem neo-franzosen ruedi baumann, ex-präsident der schweizer grünen, im berner della casa (foto: stadtwanderer)

er versuchte mich zu überzeugen von den vorteilen der parlamentarischen demokratie in frankreich. – ich hielt ihm die stärken des schweizerischen politsystems dagegen.

… schluck …

in frankreich, meinte er, habe man einen präsidenten (es hätte auch eine präsidentin sein dürfen), der (die) das land zusammenhalte, aber eine politisch gerichtete regierung bestimme. da können man dann auch klar dagegen halten. – in der schweiz, erwiderte ich, hätte wir die institution bundesrat, welche die aufmerksamkeiten bündle, aber wir würden mit volksabstimmungen, differenziert, die ausrichtung des landes bestimmen. zudem seien die politikerInnen in der schweiz näher beim volk als in frankreich.

… schluck …

so nahe, dass man nicht merke, wie die informelle finanzierung der parteien funktioniere, bekomme ich als antwort. – das wisse man doch aber ziemlich genau, entgegne ich, und bringe ein, das einzige tabu sei doch, wie zeitungen von den parteiausgaben bei wahlen abhängen, aber nie etwas darüber sschreiben würden.

… schluck …

genau, die schweiz sei eine eine schönwetter-demokratie, denn das bildungswesen habe man voll und ganz auf die bologna-vorgaben ausgerichtet, um nicht unterzugehen; abgestimmt worden sei darüber nie.

da musste ich leer schlucken … aber ich ging gleich zum angriff über:

warum die grünen die wahlen gewonnen hätten, wollte ich wissen. – wegen der guten präsidentin, antwortete mein gegenüber offenherzig.

… schluck …

das von ihm zu hören, sei schon fast ein wenig selbstkritisch. – ja, ihm sei das nicht geglückt! doch die harten zeiten für die grünen kämen noch, man sei schon mal im hoch gewesen und dann tief gefallen.

… schluck …

die grünen seien doch der lebende beweis, dass das geld alleine nicht den parteierfolg bestimme. die grünen hätten zugelegt, obwohl sie fast keine mittel für den nationalen wahlkampf gehabt hätte. – hätten sie gleich viele mittel gehabt wie die svp, wären sie auch bei fast 30 prozent gelandet; oder hätte die svp nur so wenig wie die grünen gehabt, wären sie unverändert bei 10 oder 15 prozent sein.

… schluck …

die wichtigste veränderung, welche die svp bewirkt habe, hänge nicht mit geld, nicht mit personen, nicht mit themen zusammen. es gehe eher um den politkulturellen wandel: die politik der rücksichtslosigkeit setze sich immer mehr durch. – ja, die weltwoche sei das sympton dafür. wissen man eigentlich, wer die defizite ausgleiche? ist das der blocher selber?

… schluck …

ach, ihr mit eurem blocher! die grünen hätte da falsch taktiert: zuerst habe es geheissen, wir wollen auch in den bundesrat, aber nur ohne svp, dann blocher raus, wir rein, und schliesslich habe man kapituliert: jetzt laute die parole: wir auch, selbst mit blocher!

1:1!

wir haben uns herrlich unterhalten im berner della casa. als er noch in der schweiz lebte, war das so nie der fall. seit er aber mit seiner frau in der gasconne bauert, verstehen wir uns irgendwie besser. wir haben sogar wissen um geheimnisse, er über mich, und ich über ihn. aber wir verraten es nicht. nicht mal auf unseren blogs, die uns verbindet,

den aus-wanderer und den stadt-wanderer

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