D‘Franzose mit de gäle Hose und de rote Finke, pfui, die stinke!

Etwa so wurde ich 1963 von den Nachbarsbuben empfangen, als meine Familie mit ihrem welschen Namen in den Aargau zog. Dort blieb ich trotz dem unfreundlichen Empfang 17 Jahre und absolvierte alle Schulen, zuletzt die Alte Kanti in Aarau.
Zwischenzeitlich mache ich Führungen durch Aarau – und zwar über die Zeit der Helvetischen Republik (1789-1803). Damals war die Stadt, gestützt durch die Revolutionstruppen aus Frankreich, für rund sechs Monate die erste Hauptstadt der Schweiz überhaupt.
Besucht haben wir mit Wanderer Thomas Widmer und seinen KollegInnen die Orte, wo sich die Revolutionsfreunde trafen, und wo die ersten nationalen Institutionen tagten. Sie begründeten im April 1798 das heute noch gültige Zweikammerparlament resp. die Kollegialregierung der Schweiz. Gesehen haben wir auch, wo der Kern der Verwaltung mit seinen vier Ministerien war, den Vorläufern der heute sieben Departemente des Bundesverwaltung.
Am Schluss standen wir auf dem Dach des Aargauer Kunsthauses. Da sahen wir auf einen Blick mit dem kantonalen Regierungs- resp. Parlamentsgebäude und mit der Spitze des (Verwaltungs)Gerichts die drei Gewalten des Staates, die uns basierend auf der Idee der französischen Aufklärung die Helvetische Republik dauerhaft hinterlassen hat.
Allen bösen Kinderreimen gegen die Franzosen und ihren Abkömmlingen zum Trotz!

Stadtwanderer

PS: Heute vor 225 Jahren, am 17. Dezember 1797, begann der französische Aufmarsch im Fürstbistum Basel, dessen südlicher Teil unter dem Schutz Berns stand. Das war der erste Schritt zur Bestetzung der alten Eidgenossenschaft durch Frankreich, welche die notwendig gewordenen Voraussetzung für die Modernisierung unseres Staatswesens wurde. Ich fürchte, es war damals genau so kalt wie heute.

Bilder: Thomas Widmer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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