bern erleuchtet

es war die längste nacht des jahres. gerade richtig, um die neue website www.bernerleuchtet.ch zu lancieren.

impression von der gestrigen gut besuchten vernissage zur website www.bernerleuchtet.ch

1814 wurde london als erste europäische stadt im grossen masse erleuchtet. gaslampen wurden eingesetzt, um die innenstadt an der themse zu erhellen. bald schon folgten paris und berlin. in der schweiz war bern erste stadt, die 1843 nachzog. vor genf, vor basel und vor zürich.

wäre es nach willen des gemeinderates gegangen, hätten die wenigen privat betriebenen oellampen, die man seit rund 100 jahren hatte, genügt. man scheute die kosten, die die investition ins gas mit sich bringen würde. doch die gemeindeversammlung, mit dem neuen gemeindegesetz aus den 1830er jahren erwacht, setzte die prioritäten anders. sie verlangt, die sicherheit der einwohner zu erhöhen, die übersicht in den gassen zu verbessern, und dem fortschritt des lebens zu folgen.

den zusammenhang von technik und gesellschaft zu erhellen, ist die absicht der neuen website www.bernerleuchtet.ch, die gestern nacht ans web ging. initiantin ist die berner soziologin rosalina battiston. tatkräftig unterstützt wurde sie von trudi von fischer und marianne suter. gemeinsam hat das frauenteam die geschichte des gaslichts in bern aufgearbeitet, die relikte aus vergangenen nächten wunderbar fotografiert und das ganze mit lampenplänen aus dem elektrizitätswerk der stadt bern unterlegt. aus alle dem haben die drei eine tolle website gestaltet.

man wünscht sich, dass der hier aufgenommene gedanke weiter entwickelt wird. wie das licht der nacht unsere wahrnehmung der städte verändert hat und wie es sich auf die vögel und anderen tiere auswirkt. licht als schutz, licht als schmutz ist ja gerade heute wieder eines der bewegenden themen.

im französischen nennt man die aufklärung le siècle des lumières. sie bereitete unsere sichweise auf die welt neu, entmystifzierte ihren zauber, rationalisierte aber auch unsere ängste mit ihr. der aufklärung folgten die bürgerlichen revolutionen, die bürgerlichen revolutionen wiederum brachten das licht der nacht.

frei nach immanuell kant könnte man sagen: das licht der nacht ist das heraustreten des menschen aus seiner selbstverschuldeten dunkelheit … in die selbsterzeugte helligkeit.

stadtwanderer

zürich und die schweiz

bruno fritzsche, mein früherer professor für wirtschafts- und sozialgeschichte, hat für die 50 jahr-feier der raumplanung zürich und umgebung einen interessanten essay zum verhältnis von zürich und der schweiz geschrieben. darin hält er fest, dass die stadt bis 1830 eine ganz durchschnittliche position in der eidgenossenschaft einnahm. danach setzte der sturmlauf an die spitze alle schweizer städte ein. begründet durch die vorteile aus der beschleunigten mobilität. und so frage ich aus aktuellem anlass, ob das heute noch der grund ist für die starke stellung der limmatstadt.

die veränderung habe mit der mobilität und ihrer infrastrukturellen förderung angefangen. “Mittel dazu war das revolutionäre Verkehrsmittel der Eisenbahn, welche den bisherigen Raumwiderstand pulverisierte.” mit der geschwindigkeit verringerte sich die distanz und es nahm die raumintegration sprunghaft zu.

zürich setzte damals gegen bern, das die staatsbahn wollte, das privatbahnkonzept durch, und gewann, so der historiker fritzsche, “einige wenige, aber entscheidende Jahre Vorsprung”. gegenüber rivalisierenden städten wie basel, st. gallen, lausanne und genf habe zürich zudem den vorteil der zentralen lage nutzen können. “Bern dagegen, das noch günstiger lag, verhielt sich in der eisenbahnfrage merkwürdig passiv.” der sprung vom führenden strassen- zum führenden eisenbahnbauer gelang bern nicht.

als die privatbahnen nicht mehr rentierten, übernahm zur jahrhundertwende der bund das meiste. poltisch war das eine par force leistung und führte zur integration der früher verfeindeten fdp und kk. dafür flossen öffentliche gelder aus allen regionen in alle regionen.

denkt man! mit den worten aus dem jubiläumsbroschüre der RZU im gedächtnis, habe ich heute morgen mit dem röschtigraber die tageszeitungen durchgeblättert. eine grafik in der nzz fiel uns beiden auf. es ging um die neuen infrastrukturprojekte, die bei den eisenbahnen mit bundesgeldern gefördert werden sollen. und so werden die räume mit bundesgeldern alimentiert:

metrozürich: 2,64 milliarden chf
hauptstadtregion: 0,58 milliarden chf
metrobasel: 0,47 milliarden chf
städtenetz tessin: 0,41 milliarden chf
metrogenf: 0,41 milliarden chf
städtenetz st. gallen: 0,24 milliarden chf

sicher, das beispiel ist herausgegriffen. doch es ist das aktuellste beispiel für die laufende kontroverse.

als das belegt es, dass bern auch als hauptstadtregion nicht einfach schlechter gestellt wird, gegenüber bern, basel und genf. doch diese räume alle nur 2. wahl. und so fragt man sich, was die wirtschafts- und sozialhistorikerInnen in 50 jahren über die zusammenhänge von mobilität, infrastruktur, metropolregionen schreiben werden, wenn es dann um 100 jahre raumplanung “zürich und umgebung” gehen wird?

stadtwanderer

quelle:
zürich und die schweiz. essay von bruno fritzsche, mit kommentaren von iwan rickenbacher und claude longchamp, raumplanung zürich und umgebung, zürich 2008
nzz von heute

bundesrat: “bern ist hauptstadtregion, kein metropolitanraum”

der bundesrat stellt sich hinter die eigenen raumplaner, die bern nicht als metropolitanraum, aber als hauptstadtregion eingestuft haben. in der kurzen begründung auf eine interpellation des stadtberner fdp-nationalrates christian wasserfallen hält er fest: diese einteilung komme «der Realität am nächsten».

symtomatisch: das hotel metropol in bern trägt einen neuen namen. und die stadt selber wird wohl keine schweizerische metropolregion.

aus bundesrätlicher sicht ist bern weder mit zürich-basel, noch mit genf-lausanne vergleichbar. das schwergewicht liege bei der nationalen politik, nicht bei der globalen vernetzung ökonomischer natur.

das heisst nach bundesrätlicher sicht nicht, dass man die hauptstadtregion bei der subventionierung wichtiger bauvorhaben zurückstufen werde. man habe kein interesse, die eigene hauptstadt von der übergeordneten entwicklung auszuschliessen: “Die Verwendung der Mittel werde sich aber nach den Bestimmungen in den verschiedenen Spezialgesetzen richten.”

damit blockiert die bundesregierung die absicht der kantonsregierung, die grossregion bern zu einem metropolitanregion aufzuwerten. natürlich ist das schade, irgendwo aber auch nachvollziehbar: denn der kanton bern wird in diesem prozess lernen müssen, proaktiver zu handeln und die umliegenden kantone besser einzubeziehen.

nicht verdriessen lassen will sich die stadt bern. sie kämpft für eine gleistellung ihrer stadt mit basel. der bundesrat lässt da eine kleine türe offen. der raumbericht werde erst 2009 in seine definitive form gebracht. bis dann kann man mit guten argumenten lobbyieren.

werde schauen, dass das thema weder im schnee von heute versinkt, noch zum schnee von gestern wird.

stadtwanderer

(k)ein witz

samstag morgen. zeit zum einkaufen beim biobauer pesche aeschlimann in uettligen. und damit auch zeit, einen wie immer träfen wochenrückblick abzuhalten.


ort des wochenrückblick am 13. dezember 2008 (foto: stadtwanderer)

von beruf biobauer, für den erwerb chauffeur, und für das gemüt verkäufer in seinem hofeigenen laden, empfängt uns pesche wie immer gut aufgelegt. heute sind wir zwischen nüsseler-salat, sesam-brot und weihnachts-güetzi aus dem eigenen haus schnell beim witze-erzählen.

“in lützelflüe haben man bei archäologischen ausgrabungen eine sensationelle entdeckung gemacht”, erzählt pesche. “in der erde begraben haben man eine dritte gotthelf-verfilmung gefunden. nach ueli der knecht und ueli der bauer gibt es jetzt auch ueli der maurer.”

das erinnert mich an meine erste vorlesung an der uni bern, die dem “politischen witz” gewidmet war. natürlich ging es vornehmlich um den legendären bgb-bundesrat ruedi minger. der bauer im bundesrat, der selber gerne witze machte, wurde ja selber zu einer der beliebten witzfiguren.

dazu ein witz von damals: “als emd-chef reorganisiert minger die armee. eine brigade wird ihm direkt unterstellt. der berner volksmund hat dafür sofort einen namen: d’armee hät e brigade minger!”

natürlich versteht man das nur richtig, wenn man berndeutsch kann. denn “brigade minger” heisst sowohl “eine brigade, angeführt von minger” wie auch “eine brigade weniger”: ausgerechnet der svp-bundesrat als armeeabbauer!

doch unsere veranstaltung blieb nicht beim witze erzählen stehen. unvergessen ist mir seither das witz-verständnis von sigmund freud: demnach schafft der witz eine emotionale gemeinschaft. mit dem lachen solidarisiert man sich mit dem witze-erzähler. und grenzt sich gegenüber dem ausgelachten ab. gerade deshalb sind witze über autoritäten so beliebt. das spielende urteilen zeigt, was sich ohne ausgesprochen zu werden abspielt, wenn man krampfhaft ernsthaft sein muss.

den ersten witz zu ueli maurer in der blogosphäre habe ich, kein witz!, auf dem sonst so humorlosen “winkelried” gefunden. da wurde gestern schon prophezeit, “die linke” werde jetzt bundesrat-maurer-witze erfinden, um ihn schlecht zumachen. selber ist man zwar nicht links, aber noch schneller im witze erzählen als der “böfei”. kostprobe einer rechten pointe voller hoffnungen:

“Leuthard ist empört, dass ihr das VBS nicht mehr den Helikopter zur Verfügung stellt. Sie geht zu Ueli Maurers Büro, reisst die Türe auf … am Tisch sitzt Christoph Blocher.”

stadtwanderer

die entscheidende worte fielen beim stadtwandern

da sage noch jemand, stadtwandern in bern sei keine hochpolitische angelegenheit. der gestrige poker bei den bundesratswahlen wurde nämlich bei einer stadtwanderung (vor)entschieden.

wäre er von der bundesversammlung gewählt worden, hätte ihn das amt gereizt, sagt hansjörg walter in der heutigen “berner zeitung”. von seinem naturell her sei er ein eher ein exekutivpolitiker, ein ehrgeiziger dazu, bekennt der bauer aus dem thurgauischen.

dementsprechend blieb er vor der gestrigen bundesratswahl vage, als es um verzichtserklärungen bei einer allfälligen wahl ging. jetzt, wo er mit genau einer stimme ueli maurer unterlegen ist, sagt walter, wäre er am schluss vorne gewesen, hätte ersich eine bedenkzeit ausbedungen, um eine genau lageanalyse vorzunehmen. man weiss, was das heisst: er hätte versucht, sich der unterstützung der fraktion zu versichern, die grossmehrheitlich wieder bundesräte stellen will. denn der präsident des schweizerischen bauernverbandes hätte mit dem parteiausschluss rechnen müssen. diesen hätte nur die fraktion und der parteivorstand rückgängig machen können. ein rascher durchbruch unter den eigenen bundeshauskollegInnen wäre deshalb für einen fastbundesrat walter zwingend gewesen.

walter wusste am mittwoch morgen um den grossen druck der auf ihm lastete. deshalb erklärte er gleich zu beginn der sitzung, er würde eine wahl nicht annehmen. das hat seine chancen, im ersten wahlgang eine mehrheit zu erringen, die für sich gesprochen hätte, verringert. wahrscheinlich war das zwar nicht, ausgeschlossen nach den morgendlichen absprachen aber auch nicht mehr ganz. und im parlament wusste man um den präzendenfall: hans-peter tschudi, der vater der autobahnen und der ahv, wurde seinerzeit als gegenkandidaten der bürgerlichen zum sp-bundesrat gemacht, um den parteipräsidenten der sp in diesem amt zu verhindern. auch er erklärte vor der wahl, er werde eine wahl nicht annehmen. als sie aber vorlag, gewichtete er den entscheid der bundesversammlung höher.

entschieden wurde die sache auf einem spaziergang durch bern. gemeinsam mit fraktionschef caspar baader betätigte sich hansjörg walter in der nacht vor der wahl als stadtwanderer. irgendwo auf den vorweihnächtlich verschneiten gassen berns fielen wohl die entscheidenden worte. die svp müsse den willen der wahlbehörde über dem der partei stellen, dürfte walter argumentiert haben. aus der partei ausgeschlossen werde er, wenn seine persönlichen ambitionen über die ziele der partei stelle, wird ihm baader bedeutet haben. damit hätte walter das gleiche schicksal gedroht wie eveline widmer-schlumpf ein jahr zuvor.

per zufall habe ich an diesem abend hansjörg walter gesehen und gesprochen. ich habe ihm als freundliche geste angeboten, einen schirm zu tragen, sollte er bald im nassen stehen, wusste aber nicht um die bedeutung, die dieser satz bekommen würde.

stadtwanderer

stadtwanderer

die nacht der kurzen messer

die bellevue-bar war heute abend der tummelplatz der nation. tout berne qui décidera demain était présent. der bericht aus dem epizentrum der politik.

vor und hinter der mattscheibe
wer die “10vor10” live schaltung aus der bellevue bar gesehen hatte, wusste schon einiges: die parteipräsidenten sehen ueli maurer in der favoritenrolle. die reintegration der grossen parteien in den bundesrat soll in angriff genommen werden. gegenüber ueli maurers art zu politisieren gibt es zwar viele bedenken, doch eine alternative ist nicht wirklich in sicht.

an der bar sind sind die meinungen weniger zugespitzt. der präsident der bauern, der thurgauer nationalrat hansjörg walter, wird in den kreisen von sp, cvp und fdp am meisten als sprengkandidat genannt. er selber weiss darum, schliesst nichts aus, fühlt sich aber unsicher. er fürchtet, isoliert zu werden. bei der svp hat man mehr angst, der berner kantonalpräsident, nationalrat rudolf joder, könnte ihnen einen streich spielen. andere namen tauchen kaum auf, und wenn, nur zur belustigung: carlo schmid, zum beispiel ist einer davon. den früheren cvp-ständerat aus appenzell innerrhoden könnte die svp nicht ausschliessen, obwohl er wie sie denke.

positiv und negativ nachgefragt
was den morgen wirklich passiere, ist die am häufigsten gestellte frage. christian miesch von der svp, keine freund von christoph blocher, macht schnell alles klar: im ersten wahlgang gibt es viele stimmen für den abgewählten bundesrat. dann erkläre der fraktionspräsiden blochers rückzug von der wahl zugunsten von ueli maurer. der erhalte in der folge alle stimmen der svp-fraktion im zweiten wahlgang. christine egerszegi, in der fdp als gegnerin von ueli maurer bekannt, glaubt, dass in ihrer fraktion 10 stimmen nicht auf maurer entfallen. in der probeabstimmung habe man offen entschieden, morgen sei die wahl geheim. bei der cvp mag man kaum mehr philosophieren. 23 stimmen hat ueli maurer heute erhalten, morgen wird es nicht anders sein.

addiert man das zusammen, gibt das 23+37+65=125 stimmen im zweiten wahlgang.

doch halt! christoph mörgeli, der unglücklich verunfallte, wird fehlen, das ist schon eine minus. und die möglichen sprengkandidaten, wie werden sie stimmen? ein oder zwei weitere stimmen weniger für ueli maurer könnten es schon sein. so gesehen ist vieles wieder unsicher.

unsicherer ist alles, wenn man umgekehrt nachfragt. wen wählen die anderen: geraldine savary von der sp mag die verantwortung für eine alternative nicht alleine bei ihrer partei sehen. man werde en bloc für einen sprengkandidaten stimmen. christophe darbelley wiederum kennt die 22 namen auf den stimmzetteln seiner fraktion, die nicht “maurer” lauteten, will sie aber nicht öffentlich nennen. das heisst auch viel. und hans grunder von der bdp weiss, dass er nur 5 stimmen beitragen kann. immerhin, meint er. die grünen wiederum sind kaum präsent, sie scheinen schon über über ihrer eigenen kandidatur eingeschlafen zu sein.

lange und kurze messer

damit ist eigentlich alles klar: die nacht der langen messer hat nicht stattgefunden. einen überraschungscoup im ersten wahlgang mit einer svp-kandidatur, die das absolute mehr schafft, aber weder maurer noch blocher heisst, gibt es am morgen nicht. damit ist und bleibt ueli maurer der favorit.

kurze messer wurden im bellevue heute abend schon gezückt. denn die neue definition der konkordanz lautet: obwohl es eng ist, jeder bekommt seinen platz an der bar, um ein bier zu kippen. ausser er gehöre zu den ganzganz schlimmen wadenbeissern!

stadtwanderer

auf impressionenfang zu den bundesratswahlen

ich war gestern in der stadt unterwegs. auf impressionenfang zu den bundesratswahlen. im “diagonal”, einem tollen cafe im regierungsviertel, wurde ich fündig.

das schauspiel
leicht verschämt in einer ecke sassen die meinungsmacher der sp. wenn vor wahlen andrea hämmerle mit anderen zusammensitzt, verweist das schon mal auf ein zentrum der meinungsbildung. doch das gespräch schien eher gemächlich zu verlaufen. dann, um 13 uhr, kam bewegung auf. man verliess ruckartig den tisch. um sich mit anderen opponenten zum svp-zweierticket zu treffen?

wenige sekunden später fast so etwas wie eine antwort. es strömte die spitze der grünen ins diagonal. man hielt ausschau nach einem plätzchen und setzte sich, angeführt vom parteipräsidenten ueli leuenberger an den genau gleichen tisch, an den vorher die sozis sassen.

dem publikum war das schauspiel in seiner ganzen symbolik nicht entgangen. es berät eine jede partei unter sich und wohl auch für sich. das verheisst keine koordinierte aktion für morgen.

die verarbeitung
an unserem tisch werden persönliche impressionen ausgetauscht. man rechnet mit einem störmanöver von links. man glaubt aber nicht an einen erfolg.

es fehlt die überragende alternative. furrer? germann? walter? es überwiegt die skepsis. andere namen fallen niemandem nicht ein.
und es fehlt der mut zum wechsel, wird am tisch verhandelt. ich wende ein: das dachte man vor einem jahr am vortag auch. die antwort kommt ebenso schnell: damals ging es um eine abwahl, die einigte.
jetzt geht es um eine eigentlich wahl, bei der der gemeinsame nenner unter den parteien fehlt.

damit sind ist unsere runde bei ueli maurer angelangt. natürlich sei er der svp-spitzenkandidat, ist lautet das weitgehend einhellige urteil. letztlich konnte er nicht überzeugend angegriffen werden. auch wenn sein stil verbreitet unbehagen auslöst. zu aggressiv wird er gesehen. zu wenig auf konkordanz ist er ausgerichtet. diese geht von eine generellen übereinstimmung aus, während man bei der svp eine fundamentale missstimmung zu allen anderen festhält.

allen bedenken zum trotz: maurer ist der favorit für die morgige wahl. denn von sog. fähigstens brauchten wir zu sprechen. durchgefallen, war das einhellige urteil der runde über den abgewählten bundesrat.

impressionen besser als analysen?

wie gesagt, nur eine eingefangene impression. keine eigentliche analyse. und doch will mir scheinen, sei sie so typisch, für den moment …

stadtwanderer

“bern und die schweiz brauchen eine neue qualitätszeitung”

peter ziegler war von 1989 bis 1995 chefredaktor des berner bundes. als die zeitung von riniger an die nzz überging, stieg er aus. doch das ist für den zwischenzeitlich 63jährigen, profilierten politik- und medienwissenschafter kein grund zum schweigen. laut und deutlich interveniert er via weltwoche in die rechenarbeit um sparpotenzial im tamedia-konzern.


fast so unverrückbar wie die berner trams ist die zukunft des berner bundes gemäss peter ziegler: seine drei forderungen an die tamedia als herausgeberin von bund und bz erhebt er in der wewo

es bestehe kein zweifel, schreibt peter ziegler selbstbewusst, dass “der bund” mit der “bz” fusionieren werde. einen zürcher tagi brauche es nicht, denn das käme der aufgabe des bundes gleich. die fortsetzung des berner modells, das charles von graffenried 2003 bei der übernahme des bundes von der nzz begründete, müsse vielmehr in der fusion von bund und bz fortgesetzt werden.

der gestrenge vordenker des liberalen journalismus übersieht nicht, dass beim zusammenschluss der beiden berner zeitungen die qualität leiden könnte. deshalb seine kecke these für die zukunft der berner medienlandschaft: bern und die schweiz brauchen eine neue zeitung, und die heisst “der bund”.

drei forderungen richtet ziegler deshalb an die tamedia:

erstens, es brauche eine verlegerisches bekenntnis zu qualität, vitalität und würde des journalismus. berns zeitungszukunft dürfte nicht nur unter gesichtspunkte der optimierung diskutiert werden. denn ein medienplatz bern sei zwingend.
zweitens, es brauche eine eigenständige publizistischen persönlichkeit, welche die neue zeitung führe, mit wirtschafts-, verwaltungs-, wissenschafts- und kulturstandort bern eng verbundes sei und diesen auch zur geltung bringen wolle.
und drittens, der standortvorteil der bundesstadt solle zum tragen kommen. die neue zeitung müsse bundespolitisch das erst- und bestinformierte tagesmedium sei, welches das politsichen bewusstsein für die gegenwart erneuere.

daraus ergeben sich für ziegler drei strategische ausrichtungen des neuen blattes: die nationale mit der schweizerischen eidgenossenschaft, die regionale mit dem espace mittelland und die lokale mit der stadt bern. das alles sei möglich, wenn man in zürich nwolle. deshalb schliesst er sein plädoyer für einen neuen “bund” mit den nicht scheuen worten: “.. es braucht verlegerisches Denken und verlegerischen Willen. Und Talent. Und staatsbürgerlicher Verantwortung. Sowie die Lust und die Freude, etwas publizistisch wahrhaft Neues zu schaffen – für Bern und für die Schweiz.”

ich wollte mich ja in dieser sache nicht engagieren, merke aber, dass auch dieses thema mit meinem aufruf zu metrobern vernetzt ist. den eine bern als raum in der schweiz, kann ohne eigenes sprachrohr keine ausstrahlung haben.

somit sei auch diese diskussion lanciert!

stadtwanderer

der bundesplatz voller esel

man sah sie schon von weitem: die vielen esel auf dem bundesplatz. das war absicht, denn es ging um eine spezielle st. nikolaus geschichte.


bilder von der heutigen spendenaktion auf dem verregneten bundesplatz (fotos: stadtwanderer)

seit jahren sammelt telethon weltweit und in der schweiz geld für menschen mit erbkrankheiten. die medizinische forschung und betroffene sollen damit gleichwertig unterstützt werden.

der 6. dezember eignet sich ganz besonders für die jahresaktion. denn wer an diesem tag in der stadt ist, hält automatisch ausschau nach samichläusen, schmutzlis – und eseln. und automatisch kommen einem kindheitserinnerungen hoch, wie es damals war, als st.nikolaus noch nach hause kam. momente des glücks, aber auch des schreckens werden wach.

das gilt auch für kinder und eltern, die mit erbkrankheiten wie muskelschwund umgehen müssen. ihnen galt die aufmerksamkeit auf dem bundesplatz, selbst wenn die mehrzahl von ihnen nicht anwesend sein konnte.

dafür aber hatte es richtige esel vor dem bundeshaus. wie ein magnet zogen sie jung und alt an. der samichlaus fesselte die blicke der kinder mit magischen kräften, und liess so die eltern einen moment inne halten, und über ihr glück nachdenken.

“das esch doch de ueli”, sagt mein nebenan. “ja”, antworte ich, “de schmetzer vom färnseh”, füge ich bei und lausche ein paar takten seiner musik.

stadtwanderer

auch der regierungsrat will die aufwertung der grossregion bern

schnell hat er reagiert, der berner regierungsrat. denn am mittwoch erst habe ich zu “metrobern” aufgerufen. und gestern schon veröffentlichte die berner regierung ihren bericht zu bern als metropolitanregion. den stadtwanderer freut’s.

berner kantonsregierung geht in sachen metropolitanregion bern in die offensive

bern gehört zu den vier wichtigsten stadtregionen der schweiz. das ist ausser zweifel. die frage ist aber, ob bern wie zürich, genf und basel das potenzial für eine metropolitanregion hat oder nicht. “nein”, sagte dieses jahr das bundesamt für raumplanung. “ja”, kontert jetzt der regierungsrat.

klar ist, dass bern beim luftverkehr nicht mit den anderen regionen mithalten kann. dafür ist der berner bahnhof der zweitgrösste verkehrsknotenpunkte des landes. denn bern ist der wichtigste standort im westlichen mittelland bezüglich bevölkerung und arbeitsplätze. medizinaltechnik, telematik und mikromechanik haben in der schweiz ihr zentrum in der region bern.

selbstredend hat bern einen standortvorteil: der hauptsitz der politik, die wieder mehr gefragt ist als auch schon, ist in der aarestadt. regierung, parlament, wesentlichen teile der verwaltung sind in bern. sie ziehen die diplomatie aus dem ausland und die interessenverbände aus dem inland hierher. und die politische beratung! schliesslich ist auch das universitätsspital in verschiedenen bereich weltweit spitze.

das alles sind gute gründe, dass der berner regierungsrat christoph neuhaus seinen im spätsommer 08 vorgestellten bericht zum metropolitanraum bern gestern in der verbindlichen fassung in die anstehende debatte warf. er weiss die berner kantonsregierung und das kantonsparlament hinter sich. anders als das raumplanungsamt sehen diese im verbund mit biel, thun, freiburg, solothurn und neuenburg ein genügendes potenzial für urbanität, das wirtschaftlich, politisch und von der lebensqualität her auf die gleiche stufe wie basel gestellt werden soll. das politische lobbying soll ab heute beginnen!

gut so, sage ich dazu. denn das passt gut zu meinem aufruf von diesem mittwoch. jetzt gilt es, der erwachten politik support zu leisten. denn eines ist klar: nach eu-gesichtspunkten erfüllen nur die grossräumen zürich und genf die kriterien einer metropolregion. dass die raumplaner basel hinzuzählten, bern aber nicht, ist ein schwer nachvollziehbarer entscheid, der diskutiert gehört.

zu spät ist es dafür nicht, sagt der

stadtwanderer

die analyse der neuen berner stadträtInnen

wer steht wo, und wer könnte mit wem? das ist die aktuelle frage in der diskussion des neuen stadtparlamentes. hilfreich ist dabei die heute publizierte studie von smartvote.

was ist was?
«links» steht für einen ausgebauten sozialstaat und kritik an autoritäten. «rechts» meint eigenverantwortung und die betonung von recht und ordnung. «liberal» wiederum heisst offen gegenüber dem ausland, während «konservativ» vom vorrang der nationalen souveränität ausgeht.

das jedenfalls ist die einteilung von smartvote, der internplattform, die sich bei wählenden und kandidierenden nach ihren präferenzen in sachfragen erkundigt, um politische profile von parteien zu erstellen. die erstmalige anwendung auf die berner gemeinde- und stadtratswahlen erhellt einiges, was man bisher nicht so sah:

die beiden achsen
“die mitte” ist die eigentliche mitte im neuen berner parlament, wenn man die parteien aufgrund der positionen der gewählten auf der links/rechts-achse betrachtet. rechts von ihr sind mit anwachsender distanz bdp, cvp, fdp, hofer-liste, edu, sd und svp. links der mitte findet man evp, glp, gfl, sp, gb, pb, ja! und pda.

auf der zweiten achse ist “die mitte” allerdings ein extrem. ihr vertreter im stadtrat ist der liberalste im obigen sinne. hinter ihm folgen mit zunehmender orientierung am nationalen glp, gfl, sp, gb, ja!, pda, evp, gp, fdp, cvp, bdp, svp, hofer-liste, edu und sd.

geschlossenheit der fraktionen
die fraktion der bdp ist allerdings am schwersten zu klassieren. die sechs gewählten der neuen partei neigen zwar alle zur mitte, die einen sind aber ausgesprochen liberal, andere entscheiden sich eher konservativ. ein ähnliches problem hat die fdp, insgesamt mitte/rechts positioniert, teilweise ausgesprochen liberal eingestellt, teilweise auch nicht. gerade das umgekehrte problem hat die cvp, deren drei vertreter alle gemässigt liberal sind, auf der links/rechts-achse aber stark streuen.

von mittlerer homogenität sind die svp-fraktion im rechts-konservativen segment und die neue glp im moderat linken, aber klar liberalen spektrum zu hause. insbesondere die sp, aber auch das gb und die gfl entsenden je für sich gesehen recht homogen ausgerichtete politikerInnen ins stadtparlament.

thematische allianzen
die svp könnte mit der sd und der edu problemlos eine fraktion bilden. sie würden so aber bei 10 von 80 stimmen bleiben, und sie wäre im gemeinderat weiterhin nicht vertreten. eine bürgerlichen koalition wäre angesichts der sachlichen divergenzen wenig homogen.

in sich geschlossener wäre eine fraktion aus fdp, bdp, cvp und hofer-liste, die auf 21 stimmen und 2 gemeinderatsmitglieder käme. eine zusammenschluss der kleinen rund um die mitte mit glp, cvp, evp und mitte käme auf 10 sitze und einen gemeinderat, würde aber disparate positionen vertreten.

da hat es rotgrün mit 3 regierungsmitgliedern und hat 33 mandaten im parlament einfacher denn sie tritt ausgesprochen homogen auf. wenn die gfl auch noch mitmacht, kommt man gar 42 stimmen. damit bleibt das schwergewicht links der mitte.

die lehre für die rotgrünen parteien
rotgrün ist in bern nicht mehr sicher in der mehrheit, weil die beiden grossen parteien das liberale, moderat linke spektrum nicht gepflegt haben. es ist nicht nur die gfl, die eigenen wege sucht, genau hier ist auch die glp neu entstanden. würde sich rotgrün dem wieder mehr annähern, wäre man weiterhin unbezwingbar. ohne das risikiert man allerdings, von den grünen und liberalen geistern nahe der mitte desavouiert zu werden.

stadtwanderer

aufruf zu metrobern

zürich, genf und basel haben in den letzten jahren ihr metrozürich, metrogenf und metrobasel erhalten. wenn bern in dieser klasse der stadtregionen mithalten will, braucht die stadt ihr “metrobern”. ein aufruf!


die neue plattform soll verhindern helfen, dass bern zwischen metrozürich, metrogenf und metrobasel beteutungslos wird.

der anlass
der bericht des bundesamtes für raumplanung zu den metropolitanregionen in der schweiz hat in bern eingeschlagen. denn bern wurde zum städtenetz deklassiert, das bis zu den städten im umfeld von 40 kilometern reicht, gesamthaft aber nicht das kriterium einer metropolitanregion nach eu-vorstellungen erfüllt. die medien und meinungsbildner haben das umgehend aufgenommen und diskutiert.

der regierungsrat und der berner gemeinderat hielten diesen sommer dagegen. zahlreiche berner nationalrätInnen haben in der folge im parlament interveniert. die kritik am bericht soll demnach im bundesamt für raumplanung nachbearbeitet werden. wenig bestritten ist dabei der platz vier der region bern. auseinander gehen die meinungen aber, ob der vierte über oder unter dem strich liegt.

der tatbeweis
doch ist es damit nicht getan! die grossregion bern braucht den tatbeweis, dass sie eine metropolitanregion ist. bern braucht ein projekt, welches das potenzial einer solche weiterentwicklung aufzeigt. und bern braucht strukturen, die darauf aufbauend eine geregelte willensbildung erlauben.

aus meiner sicht ist es heute nötig, die von der diskussion zur handlung überzugehen. die polarität zwischen städtekranz und metropole ist zu akademisch, und sie lenkt ab. was es braucht, ist eine denkfabrik “metrobern”: ich stelle mir eine zivilgesellschaftliche sammlung interessierter und kompetenter vor, welche der sache den nötigen druck verleihen wollen. unternehmerInnen, die hier produzieren wollen, sind gefragt. infrastruktur- und dienstleistungserbringerInnen, sind aufgerufen, sich in dieser plattform zu vernetzen. wissenschafterInnen, die nicht in der provinz enden wollen, soll bei ihr mitmachen. auch vertreterInnen der politik sollen sich darunter mischen, und bürger und bürgerinnen, denen die region bern nicht einfach egal ist, will ich mit diesem aufruf erreichen.

die vorbilder
nachdem vorbild anderer metro-vereinigungen soll metrobern aus der taufe gehoben werden, sich regelmässig treffen, publikationen zu erarbeiten und medien miteinbeziehen, um fragen zu klären, was die exklusiven stärken der region sind, die national und international interessieren, was man im verbund besser als einzeln löst kann, wie man das nach innen sichern kann, und was davon nach aussen propagiert werden kann.

die präsenz der region bern an weltschausstellungen und ihr gleichgestelltes mitwirken mit anderen metroregionen sind kurzfristige ziele. die überwindung der perspektivlosigkeit im öffentlichen diskurs der region, sind die mittelfristigen. eine wirtschaftlich attraktive, durch lebenqualität geprägte zukunft ist das langfristige ziel von metrobern.

die belohnung
angesprochen? aber noch nicht motiviert? ich bin bereit, meinen beitrag zu leisten: wer sich bis ende jahre bereit erklärt, ein solches projekt in angriff zu nehmen, bekommt 2009 eine exluisive spezialführung des stadtwanderers durch metrobern!

stadtwanderer

dem “bund” geht’s wieder mal schlecht

… wirklich ereifern mag ich deshalb aber nicht. ein rückblick auf meine zeitungsbindungen in bern vor und nach der jahrtausend-schwelle.

dem bund droht das aus; die bz lauert im hintergrund. doch jetzt wird auch eine kooperation mit dem tagi erwogen.


das jahrhundert mit zeitungen

als ich in den frühen 80er jahren nach bern kam, verstand ich den “bund” nicht richtig. das traditionsblatt war mir zu elitär, zu bernisch, zu textlastig. dehalb hielt ich mich vorerst ganz an die “berner zeitung”. nach dem verkauf der zeitung 1992 setze beim “bund” eine wohltuende modernisierung ein. ich wurde nun bund-leser und blieb es die ganzen 90er jahre hindurch.

der eigentliche bruch kam symbolische zur jahrtausendwende. der “bund” lancierte im frühling 2000 die kampagne gegen meine erste antisemitismus-studie, und er gewährte mir als angegriffenem kaum möglichkeiten der gegendarstellung. mein liberales verständnis von medialer öffentlichkeit wurde nachhaltig zerstört. die “bz” berichtete zwar fair über die verschiedenen standpunkte im konfliktfall. doch war die absicht, der konkurrenz eins auszuwischen, offensichtlich.

seither habe ich keine feste zeitungsbindung mehr. am ehesten noch an die “nzz”. im büro habe ich weiterhin die “bz”. zuhause, ein gemeinsamer entscheid, hatten wir noch den “bund”. diesen sommer haben wir aber auch dieses abo sistiert. die penetrante kommentierung des stellvertretenden chefredaktors gegen samuel schmid ging mir auf den wecker. nur weil man die svp im bundesrat haben will, kann man nicht voreingenommen das handeln anderer magistraten beurteilen. bei aller kritik an schmid, die ich teile.

das jahrhundert ohne zeitungen
überhaupt, das zeitungsgeschehen ist bei mir in den letzten jahren sichtbar in hintergrund gerückt. zu viele fehlbeurteilungen haben mein grundsvertrauen in die journalistische arbeit der tages- und wochenendpresse erschüttert. zeitungen trinke ich eigentlich nur noch, wenn ich kaffee lese …

deshalb war meine träne auch klein, als ich gestern erfuhr, der “bund” sei wieder in finanziellen schwierigkeiten. zur debatte stehen die fusion mit der bz oder der anschluss an den tagi. eine wirkliche präferenz habe ich nicht.

für die berichterstattung über das tagesgeschehen fände ich es besser, bern hätte zwei zeitungen, die sich korrigieren. das schützt vor trägheit. wenn das eher für den “tagi” spricht, weiss ich umgekehrt auch, dass die sensibilitäten in bern und zürich ungleich sein. deshalb gibt es auch argumente für die fusion mit der bz.

allerdings mag ich mich nicht ereifern. denn für den lokalen informationsfluss ist gibt es gratiszeitungen, news-portale und zahlreiche blogs, die mir heute schon näherstehen als die presse. das 21. jahrhundert tickt wohl nicht mehr gleich wie das letzte saeculum.

stadtwanderer

berner wahlen: pluralisierung statt wende


die wende hätte das gleiche blockdenken mit umgekehrten vorzeichen gebracht. sie traf denn auch nicht ein. die sichtbaren veränderungen sprechen eher dafür, dass es vermehrt zu wechselnden mehrheiten kommt, bei denen es den grösseren parteien gelingt, das eigene lager zu sammeln und mit der gestärkten mitte zu koalieren. rotgrün bleibt im vorteil, muss sich aber öffnen.

2008-11-30_berner_wahlen
Berner Wahlen

die wende bei den berner wahlen, die von bürgerlicher seite ein jahr lang, beschworen wurde, blieb aus: alexander tschäppät bleibt stadtpräsident. rotgrün behält die mehrheit im gemeinderat. statt eines mehrheitswechsels kommt es zu einer umgruppierung im bürgerlichen lager. die gespaltene fdp hat noch einen sitz, der andere geht via “die mitte” an die cvp. die svp bleibt einmal mehr aussen vor.

viel wichtiger als diese, aufgrund der partei- und personalpolitischen überlegungen erwartbaren veränderungen, sind die wählerInnen-ströme bei den stadtratswahlen, die wenigsten annähernd abgeschätzt werden können. hier gilt:

1. das rechte lager wächst nicht, es wurd aber umgruppiert. die neu bdp, aus der spaltung der svp hervorgegangen, ist aus dem nichts heraus entstanden. kleiner sieger am rechten pol ist die liste jimy hofer. dafür verliert die fdp fiel, die svp einiges und die schweizer demokraten am wenigstens.
2. das linke lager schrumpft. am meisten stimmen büsst die sp ein. bescheiden sind die verluste bei der grünen freien liste und beim grünen bündnis. praktisch halten können sich die kleinen gruppierungen, die grüne partei und die pda.
3. die eigentliche umgruppierung findet in der mitte statt. grosse gewinnerin ist hier die grünliberale partei, kleine verbesserung gibt es für die (neue) “mitte” und die cvp, während die evp als einzige partei im zentrum leicht verliert.

was heisst das alles? die wende blieb auch bei den parlamentswahlen aus; jedoch gibt es typische veränderungen der gegenwärtigen parteienlandschaft.

einmal haben alle grosse parteien mühe sich zu halten: die sp ist bleibt die grösste der parteien, aber mit wählerInnenverlusten. die fdp und die svp, die beiden bürgerlichen lead-parteien, haben sich aus inneren streitigkeiten heraus gespalten und müssen federn lassen. eigentlicher wahlsieger auf der rechten seite ist die bdp, welche nun die bürgerlichen Parteien konkurrenzieren dürfte.

pluralsierung der parteienlanschaft ist das andere phänomen der berner wahlen. neu sind vier grössere und kleiner grüne parteien im berner stadtparlament. zusammen wären sie die grösste partei. sie hätten damit die rückläufige sp überholt. doch reicht ihr politisches spektrum von ganz links bis in die mitte, ohne dass ausser in umweltfragen ein gemeinsamer politischer will sichtbar würde.

das ist es denn auch das typische an den veränderungen in bern: 20 listen traten zu den wahlen an; 14 davon, die eigene parteien repräsentieren, waren erfolgreich. die blöcke bestehen aus je 5 parteien, die mitte aus 4.

vieles wird deshalb davon abhängen, in welchem masse es welchen grösseren parteien in den lagern an den polen gelingt, gute vordenker-arbeit zu leisten, das eigene umfeld dafür zu begeistern und mit dem zentrum zu koalieren. rot-grün bleibt dabei bevorteilt, muss sich aber zur mitte hin öffnen.

stadtwanderer

it’s time for change

der kanton bern hatte eigentlich immer einen bundesrat. traditionellerweise stellte ihn die svp, die grösste partei des kantons. das ist jetzt vor. es ist zeit für einen wandel, weg vom land- hin zum stadtkanton.

Quelle: http://www.flickr.com/photos/twicepix/2912635896/
Quelle: http://www.flickr.com/photos/twicepix/2912635896/

lange galt, dass zürich, bern und waadt anrecht auf je einen eigenen bundesratssitz hatten. die zentrale lage der kantone im mittelland und die bevölkerungsgrösse waren die wichtigsten argumente hierfür. die freisinnigen kräfte dies- und jenseits der sprachgrenze vereinigten so wesentliche teile der schweiz.

das alte bern
doch das war einmal: in bern hat die bgb, später die svp den freisinn als stärkste partei abgelöst. so hiessen die berner bundesrät minger, gnägi, ogi und schmid. letzter verliess die partei im krach. er half die bdp als neue kantonalpartei zu gründen. die svp verlor einen regierungsrat, einen ständerat, zwei nationalräte und in einigen städten und dörfern wandten sich die lokalen behörden von der einst staatstragenden partei ab, weil sie in den sog der zürcher svp geraten war. trotz neuer parteispitze konnte die svp ihren niedergang nicht stoppen. typisch hierfür die drei ungeordneten kandidaturen der berner svp für die nachfolge von samuel schmid im bundesrat: dem top-gesetzten adrian amstutz fehlte es an gewicht in der eigenen fraktion, um sich durchzusetzen, andreas aebis kandidatur galt als goodwill an die adresse der bauernvertreter, und der kecke auftritt von erich hess von der jungen-svp wurde in bern eher als politmarketing in eigener sache, denn als ernsthafter versuch gewertet, in den bundesrat zu gelangen.

das scheitern der berner svp eröffnet dem kanton durchaus neuen chancen, denn die berner svp bildete getreu den agrarkanton ab, den bauernstaat, den subventionsempfänger. das prägte die politische kultur, hungerte den kanton indessen aus, bis die perspektive, die sich daraus ergab, dieser tage endgültig in sich zusammen stürzte.

das neue bern
it’s time for change!, rufe ich deshalb ins internet. sp und fdp müssen nun gemeinsam begreifen, dass das ihr moment ist, im kanton eine führungsrolle einzunehmen. es gilt das urbane leben ins zentrum der aufmerksamkeit zu rücken, ausgehend von den leistungen und problemen der städte und agglomerationen zu politisieren, auf die eigenen kräfte zu vertrauen und diese gewinnbringend auf der nationalen ebene einzubringen. der freisinn, der im 19. jahrhundert den kanton fit für eine führungsrolle im bund machte, braucht jenseits der svp eine nachfolge: der linksliberalismus der modern eingestellten städtischen bevölkerung ist gegenwärtig die einzige grundlage für diese erneuerung.

personell haben die beide genanten parteien gute aussichten, in der schweizerischen politik eine führungsrolle einzunehmen: simonetta sommaruga von der sp und johann schneider-ammann haben das profil kompetenter und würdiger bundesratskandidatInnen in ihren parteien. und: sie repräsentieren den städtischen kanton bern. sie vertreten die beiden wichtigsten pfeiler der schweizer wirtschaft: die exportwirtschaft und den konsum. nur mit diesen pfeilern kann sich der landwirtschaftskanton von niedergehenden vergangenheit lösen und in der zukunft neu positionieren.

stadtwanderer

die weltwoche verliert

es ist nicht zum lachen! aber als anstoss zum nachdenken gedacht, werter roger köppel.


vor ein paar tagen waren noch firmenjubiläen angesagt. jetzt werden stellen gestrichen.

man erinnert sich: am tag der grossen finanzhilfe durch snb und bund an die ubs titelte die einst so meinungsprägende weltwoche: “la crise n’existe pas.” die einschätzung, geprägt durch die stereotype nationalistische “schweiz gewinnt” grundhaltung der (chef)redaktion war das papier, auf dem sie stand, nicht wert. kein mensch glaubte dem blatt.

seither ist es zum geflügelten wort geworden: die wirtschafts- und politfantasien der glokalisten (“wirtschaftlich global, politisch national”) haben die realpolitik und realwirtschaft längst erreicht.

das gilt nun selbst für die weltwoche, die für das kommende jahr im eigenen betrieb stellen streicht.begründung von chefredaktor roger köppel: «Die Massnahmen sind notwendig, um die Profitabilität und den unternehmerischen Erfolg der Weltwoche Verlags AG auch in einem laufend schwieriger werdenden Umfeld zu sichern. Kostensenkungen und Restrukturierungen sind für alle Firmen, die angesichts der Krise nicht auf Staatshilfe hoffen können, ein Gebot der Sorgfalt und der Verantwortung.»

wie gesagt, werter roger köppel. es ist kein lachen aus schadenfreude, das ich hier habe. ich bin auch unternehmer! aber es ist eine aufforderung zum nachdenken über voreigenommene berichterstattung, die erfolg bei genügend leserInnen verhindert!

stadtwanderer

die berner wahlplakate im blindtest

an ein gutes wahlplakat erinnert man sich, ohne es sehen zu müssen. denn es erzählt mit visuellen mitteln eine geschichte, die so gut sitzt, dass sie uns zum permanenten wählen des oder der beworbenen motiviert. ein blindtest des stadtwanderers mitten in der dunklen nacht, was dabei 2008 alles hängen blieb.

das erste bild gehört stephan hügli. denn auf einem seiner plakate kommt man ihm ganz nah. nur sein gesicht ist drauf. welch klare botschaft! allerdings, mehr ist da auch nicht. denn auf dem plakat sieht man keinen hintergrund nicht. und das ist wohl bei hüglis mitte auch programm. ausser dass er auf dem andern plakat mit einem bären velo fährt. hää?, will der uns nach seinem rauswurf aus der fdp einen bären aufbinden? ich bin da ehrlich: ein paar politiker auf dem rücksitz, die zu hügli stünden, wären mir da lieber gewesen.

da ist der hintergrund des rotgrünen gemeinderatsplakates viel besser. der baldachin!, das schönste bauwerk, das wir in der letzten legislatur bekommen haben, ist abgebildet. super! allerdings auch das teuerste, reiht sich in der erinnerung an. doch das kümmert das linke quartett nicht viel. sie stehen zu ihren ausgaben. wenn auch nur im fotoshop. denn das bild macht einen mächtig montierten eindruck. und wenn man das ganze schon manipuliert hat, frag ich mich: hätte man da nicht auch die eine oder andere kandidatur durch eine neue ersetzen können? nicht nur das stadtbild bedarf einer regelmässigen erneuerung, werte mehrheit!

von personellen wechseln haben die bürgerlichen so genug, dass sie gar nicht mehr davon sprechen wollen. denn die emotionen gingen während der nomination vor allem bei der fdp so hoch, dass auf dem briefing für den grafiker wohl nur eines stand: beruhigen sie die lage! das hat er oder sie dann so wörtlich genommen, dass einem die versprochene wende partout nirgends auf dem plakat auffallen will. dafür wähnt man sich, beim betrachten derbewerbungen vor dem leitungstrio einer regionalsparkasse zu sein. und ob die bankenallusion im moment das beste rezept ist, um gewählt zu werden, frage man gleich am schalter der ubs nach …

da lob ich mir schon mal den hofer jimmy. denn marketing ist seine sache nicht. auf seinem plakat sieht man vor allem einen hut und einen bart. was bei ihm dazwischen ist, fragt man sich da natürlich. ein mundwerk, kommt einem physiognomisch zwingend in den sinn. das ist gut, für einen stadtpräsidentenkandidaten, sage ich mir. doch bei hofer bleiben mir keine wort in erinnerung, ausser dem zvieri – mit einem bierli. doch da sind wir schon am ende der hopfen&malz-kandidatur aus der matte. ein gutes dutzend fans nur sollen es gewesen sein, die mit hofer im mühlerad gratisbier getrunken haben. so viele stimmen machen noch keinen stadtpräsidenten, ruf ich da zurück.

genau, auch barbara hayoz will das stadtpräsidium. das jedenfalls liest man auf jedem der schönen blauen plakate mit konterfei der sympathischen kandidatin. doch darüber hinaus wirkt sie ein wenig farblos, will mir scheinen. der elan aus der bärenmutter-phase im frühen wahlkampf ist irgend wie vorbei. gut, die mehrkosten des neuen bärenparkes hätten kein motivierendes plakatsujet abgegeben, das ist klar. da ist die gewählte durchschnittsvariante für die werbung der bürgerlichen kandidatin allemal besser!

aber nicht gut genug! denn er wäre nicht er, wenn er nicht das beste aller plakate in diesem wahlkampf gehabt hätte. es ist provozierend rot. und es hat einfachste botschaften. “weiter so!”, aller kritik zum trotz. das kann sich wirklich nur tschäppät erlauben, äxgüsi, tschäpp@. der gag mit dem affenschwanz für den silberrücken sitzt, am besten sogar auf der orangen variante des plakates. die erklärungen auf holländisch wären da für die normalen berner und bernerin nicht einmal nötig gewesen. denn alle wissen, alex will es nochmals wissen. gut abgelenkt, sag ich dir, werter stapi, wenn ich dich beim nächsten apéro treffe.

stadtwanderer

mehr bilder finden sich hier.

im zeichen der neuen swissness

am wochenende nahm die jugend im nationalratssaal für die jugendsession platz. und in der nacht erstrahlte das total renovierte bundeshaus so speziell wie schon lange nicht mehr. das ist die neue swissness, hallte es in mir nach.

während der nachstunden wurden in loser folge farbige bilder auf das bundeshaus projiziert. riesig waren sie, denn sie bedeckten die ganze frontseite. und farbig erschien uns das gebäude, ganz anders als der sonst gewohnte grün-braune sandstein schimmert.

da es noch ein wenig schneite, glitzerte der lichtkegel zwischen den grossen scheinwerfern und dem erleuchteten bundeshaus in allen farben und formen. gezeigt wurden symbole der schweiz: das wappen, die kantonshelgen, die drei eigenossen, die plenarsäle, das innere der bundeskuppel und vieles andere mehr.

“swissness” kam mit spontan in den sinn, als ich das sah. kein einfacher begriff, gewiss: aber zeitgemässer als patriotismus. denn er entspricht dem heutigen denken besser: er steht für die schweiz, die wie eine marke vermittelt wird. darin haben zahlreiche stärken der schweiz wie friede, stabilität, freiheit, schutz, offenheit und mitsprache genauso platz, die für verschiedenste gruppen eine identifikation anbieten.

die 200 teilnehmerInnen der jugendsession stiess auf ihre art auf das neu renovierte bundeshaus an: sie forderten eine zeitgemässe und härtere prävention, die dem rauschtrinken unter jugendlichen rechnung trägt.

stadtwanderer

grosse scheisse!

“grosse scheisse”, sagte sich heute, wer über den berner bahnhofplatz schritt, um in die ferne zu reisen.

bild: stadtwanderer

2,6 milliarden menschen haben keinen zugang zu einer sanitären anlage. denn in ihren hütten fliesst kein sauberes trinkwassen. und ihre notdurft müssen sie irgendwo im freien verrichten.

der preis dafür ist hoch: jeden tag sterben weltweit 5000 kinder an durchfall, 90 prozent davon wegen mangelnder hygiene-einrichtungen in den haushalten. damit ist das problem vier mal gravierender als aids.

auf dieser problematik wurde heute mit einer unkonventionellen aktion auf dem berner bahnhofplatz aufmerksam gemacht. kot lag der strasse, wenn auch nur als attrappe. denn heute ist der welt-toilleten-tag, an dem sich dieses jahr 53 staaten beteiligen.

getragen wird die aktion von der deza, diversen fachstellen und hilfswerken. bern folgt damit einer aktion, die es bis jetzt in new york, berlin und wien zu sehen gab.

wer heute von bern aus in alle welt reiste, sagte sich zurecht: “grosse scheisse!” und er oder sie erinnert sich hoffentlich noch lange an den wirklichen grund für den ausspruch!

stadtwanderer

züriwest und bernost

wo nur endet züriwest, und bis wo reicht bernost? das ist die frage, die historisch schon so viele antworten bekommen hat. sbb-chef andreas meyer fügte ihr am wochenende bei der 150-jahrfeier zur durchgehenden eisenbahnlinie zwischen den beiden städten eine weitere hinzu, als er von zürich her kommend in burgdorf scherzeshalber meinte, man fahre jetzt von bernost nach züriwest …


bern feierte am wochenende 150 jahre anschluss ans eisenbahnnetz – als züriwest gemäss sbb-general meyer (bild: der bund)

vor den römern gab es keine idee eines gemeinsamen raumes im mittelland. man dachte nicht in der ost-west-kategorie, vielmehr bestimmte die süd-perspektive den blick auf den norden. ad fines, das heutige pfyn im thurgau, markierte den grenzübertritt zwischen dem rheintal und dem mittelland, in dem die aare als nur schwer passierbarer fluss die geländekammern bestimmte.

die geländekammern

burgunder und alemannen wurden nach der völkerwanderung durch die aare getrennt. die grenze verlief aber hart entlang des flusses. die bischöfe in konstanz, über die alemannen gebietend, und in lausanne, herren der burgunder, wachten darüber, dass das auch so blieb. und die fränkischen könige über den bischöfen schauten, dass die sich vertrugen. die aare unterhalb der emme war rechtsseitig klar alemannisch, während sie linksseitig oberhalb des saane-zuflusses im burgundischen besitz war. als die fränkische oberaufsicht nachliess, krachte es. die burgunder holten nach ost auf. 922 einigte man sich nach heftigen kämpfen auf die reuss als neue herrschaftsgrenze.

die klöster und stadtgründungen
mit den klöster- und städtegründungen im hohen und späten mittelalter änderte sich die herrschaftliche durchdringung des mittellandes nachhaltig. bern wurde zuerst zähringisches, dann savoyisches und schliesslich kaiserliches zentrum im no-mans-land zwischen burgundern und alemannen. die stadt entwickelte sich rasch zur territorialmacht im oberen aareraum. zürich, gegenüber dem kaiser gleich wie bern positioniert, organisierte den nord-süd-verkehr über den gotthard. nach der pest, welche die städte erschütterte, schloss man sich dem bund der innerschweizer an. zürich mit seine getreuen zuerst, bern mit den verbündeten danach.

die alte eidgenossenschaft

der krieg gegen die habsburger, von den innerschweizern begonnen und den luzernen fortgesetzt, brauchte die städte bern und zürich gegeneinander auf. bern dehnte sich 1415 bis an die untere reuss aus. es war jetzt der grösste eidgenössische ort. zürich drängte umgekehrt die limmat hinunter nach westen, sodass luzern der riegel dazwischen zu legen versuchte. baden wurde zur neutralisierten zone zwischen den stadtansprüchen, das man gemeinsam verwaltete. wenn bern und zürich sich nicht vertrugen, konnte es schon mal zum bürgerkrieg kommen. wenn sie gemeinsam als stäte handelten, konnte das hinterland ins hintertreffen geraten.

der bundesstaat
letztlich änderte erst der einmarsch der napoléonischen truppen in der schweiz dieses herrschaftliche patt zwischen den politischen mächten im mittelland. der kanton aargau wurde im wasserschloss aus der taufe gehoben, was die ansprüche zürichs limitierte und jene berns gar zurückdrängte. doch die bürgerlichen revolutionen trennten staat und wirtschaft.

dem staat gehörten nach 1803 die kantone, nach 1848 der bund, der diese zusammenfügte. denn die wirtschaftliche dynamik hielt sich nicht an diese engen grenzen. die strassen erschlossen das städtische umland, die eisenbahnen verbanden die urbanen zentren. am ende des feudalismus lebten noch 90 prozent der eidgenossen auf dem lande, heute sind es noch 30 prozent, die ausserhalb der urbanen zentren und ihren agglomerationen wohnen.

eine neue hauptstadt?
doch will mir scheinen, sind alte vorstellungen über landschaftskammern, flussgrenezn und stadtrivalitäten geblieben. züriwest gehört zur jener vorstellung, dass die metropolitanregion zürich am besten die städte basel, solothurn, bern, luzern und st. gallen inkorporieren würde. die sogwirkung der zentrale an der limmat geht auf jeden fall bis pratteln, bis zug und bis burgdorf. selbst wenn das pendlerströme abbildet, bleibt die frage, ob das der vielgesichtigen schweiz wirklich rechnung trägt?

bernost war zu zeiten der burgunder mal in der ostschweiz und unter den gnädigen herren aus der aarestadt immerhin noch bis brugg. das ist sicherlich passé. doch stimmt die auffassung, dass die bundesstaat nur noch ein provinzzentrum ist, das gerade mal bis ins wylerfeld ausstrahlt?

bis dorthin, wo man vor 150 jahren die eisenbahn-gäste aus zürich mit der postkutsche abholte? ist diese welt der alles verbindenden sbb-generaldirektion?

stadtwanderer