wörter sterben (linguistik für stadtwanderer, 3. teil/schluss)

wörter werden (teil 1 der serie “linguistik für stadtwanderer”)
wörter wandern (teil 2 der serie “linguistik für stadtwanderer”)

wörter sterben, doch spricht niemand darüber. der stadtwanderer bricht jetzt das schweigen!


quelle: flickr_futurowoman

der lebenszyklus von wörtern

wer in alten schriften stöbert, merkt es schnell: wörter werden geboren, blühen, wandern, welken und sterben. mit ihnen ist es wie mit pflanzen, ausser dass der lebenszyklus meist länger ist.

vertraut sind uns noch der missbrauch, der misstritt und der missgriff. doch das missmaul, der misslauf oder der misskram sind uns fremd geworden. und bei misswahl denkt heute niemand mehr an die falsche wahl, sondern an die schöne!

die heutige sprache ist miss-bildungen gegenüber skeptisch geworden, – ganz anders noch als die des 18. jahrhunderts. da verwendete man die vorsilbe noch ohne bedenken, nicht aber ohne probleme.

denn sie kann miss-verständlich wirken!
oder konjugieren sie mal misspreisen!
und sprechen sie alle ihre miss-wörter ohne missbetonung aus!

man hat deshalb die vorsilbe miss- vielerorts verdrängt. fehltritt ist einfach klarer der misstritt, und für fehlschlag gilt dasselbe im vergleich zum missschlag. hand aufs herz: wenn ihre mail falsch ankommt, sagen sie dann missverbunden oder fehlverbunden?

ziel der kommunikation ist es, missverständnisse zu vermeiden. und da sind veraltete worte wie missverstand einfach missverständlich.

die hauptschuldigen der wörtersterbens

schuld am wörtersterben sind drei: luther, der bürokrat und der germanist. luther standardisierte die regionalsprache. kein katholisches worte mehr sollte über seine lippe gehen. sein bischof hätte noch über seine lefze gesagt und damit gleich ein glaubensbekenntnis abgegeben. luther mochte den umkreis nicht, er machte ihn zur grenze, rund um den hügel, auf dem er stand, nicht um den bühel.

die bürokraten haben von amtes wegen wörter vernichtet. der rechtsanwalt verdrängte den sachführer, verbannte der rechtsbeistand, und bedrängt heute noch den fürsprecher. und die germanisten haben immer wieder deutschwellen lanciert, dabei jedoch nicht immer viel gesckick bewiesen: spitzsäule hat sich nicht durchgesetzt, der obelisk ist geblieben. stachelschrift ist übel, fast schon satire in eigener sache! und grammatik freut einen nicht mehr als sonst, wenn man sagt: “der gebefall ist dem zeugefall sein tod!”

vor- und nachteile der neuen sprache

die reformierte, gesittete und verstaatlichte sprache der neuzeit vermeidet auch das körperliche. euphemismus nennt man das, womit man die wortverdrängung selber geschickt verdrängt. doch auch sie war nicht immer erfolgreich: die neuzeitiche erkenntnis bringt nicht mehr als die mittelalterliche begattung. und das gemächt macht kaum einen mann stolzer als den schwanz. kammerlauge schliesslich ist elegant fliessen, aber riecht nicht anders als seich.

eine unbewusst höhere stufe des wortsterbens brachte die zivilisation mit sich: “je reifer die kultur, desto geordneter die sprache”, lehren die linguisten. und sie huldigen der sprachökonomie, die der endung ein ende setzte, dafür mit erweiterungen ungelenkige wörter gemeidig machte: aus fahr wurde so gefahr und aus trug betrug. ordnungspolitisch beliebt ist bei den sprachwächtern jeder zeit der sogenannte präfix- oder suffixtausch: aufhüllen ist heute enthüllen, wohingegen das entküssen zum abküssen geworden ist.

doch ich will nicht klagen: vieles hat sich auch gebessert! die tändelwoche ist verschwunden. die ehehaft auch, und mit ihr der einzögling. flitterwochen feiern wird dafür, ehegemeinschaften haben wir, und einzelkinder ziehen wir auf. diesen ziehen wir kein bruch mehr an, sondern hosen, und wenn die jünglinge durstig sind, meint man nicht mehr, dass sie kühn seien, sondern einen schluck bier brauchen. abgeschafft haben wir schliesslich nur die monarchie. und das synonym eigenwille hier ist gleichzeitig verschwunden, selbst wenn es in der postmoderne als bestandteil der individualisierung wieder auftaucht …

exkurs: wörtersterben in bern

speziell ist das wörtersterben natürlich in bern. viele übersetzungen vom französischen ins deutsche haben den transfer nicht überlebt. der gorumand wurde berndeutsch zu schnäderfräs, und wer das fast verblichene wort als adjektiv, schäderfräsig, braucht, meint heute eher das gegenteil. und s’köch aus dem 18. jahrhundert war der jardinage nachgebildet worden, womit man das beigemüse auf dem teller meinte. schliesslich wurde das fleisch nicht grilliert; man hat es gebräglet, gebraten.

doch nicht nur die kulti- auch die zivilisierung der berner sprache wird im zeitvergleich ersichtlich. was hat man da nicht alles für begriffe gehabt, um andere menschen zu betitel. e dotsch war ein plumer kerl, es baby ein weibischer jünglich, und dr ful war der listiger mann. de klöty wiederum war ein grobian und de leutsch ein liederlicher mensch. lätschmul schliesslich war ein schimpfname für alle und alles! verschwunden sind gottseidank auch tschampel für dumme frau, käschy für bösartige frau, während das fägnescht noch für kinder gebraucht wird, die nicht ruhig einschlafen wollen, nicht mehr aber für frauen, die kein festes bett haben!

folgerungen für den stadtwanderer

man sieht es, der stadtwanderer hat einen grossen friedhof voll von verstorbenen wörter eröffnet. manchmal trauert er den kräftigen unter ihnen wegen ihrer emotionalen stärke nach, dann findet er die verdeutlichungen klar sinnvoll, und schliesslich hat er freude, ist einiges an germanistischem sprachunsinn beseitigt worden.

versagen sie mal holz, wenn sie keine säge haben, sondern nur einen fuchschwanz. ehrlich, verfuchsschwanzen gab es schon mal!

selbst hat der stadtwanderer jedoch ein ähnliches problem. denn seine lieblingstätigkeit ist das stadtwandern. er stadtwandert also, und sollte er dabei einmal eine frau treffen, die auch stadtwandert, möchte er sie gerne willkommen heissen. doch wie nur soll er sie begrüssen: “hallo, stadtwanderin oder stadtwandererin”. und wenns dann gar ein postmodernes paar aus der alternativszene sein sollte, heisst es dann: “hej, stadtwandererInnen, machen sie jetzt auch stadtwandererungen?”

so jetzt ist aber fertig mit dem makaberen thema. ich sag echt kein sterbenswort mehr,

stadtwanderer

wörter wandern (linguistik für stadtwanderer, 2. teil)

wörter werden (teil 1 der serie “linguistik für stadtwanderer”)

wandert nicht nur der stadtwanderer, sondern wandern auch wörter durch die gegend? sicher, zwei beine haben sie nicht! aber sie bewegen sich dennoch in raum und zeit. nur ist uns das meist nicht bewusst! deshalb halte ich dagegen, mit meinem zweiten crash-kurs in semiotik für stadtwanderer.

sprechen verändert die sprache meist unbewusst

sprache dient der verständigung. dafür muss sie fixiert sein, denn verständigung zwischen individuen entsteht nur dann zweifelsfrei, wenn bedeutungszuschreibungen eindeutig sind und sinnzusammenhänge intersubjektiv nachvollzogen werden können. das leistet unser aktuelles sprachbewusstsein, das durch die schriftlichkeit geprägt wird.

wie alles soziale ändern sich aber auch sprachbewusstseine durch die regelmässige nutzung. das geschieht konitnuierlich, aber nur langsam, und vor allem beim sprechen. deshalb bewegen sind kontexte und vorstellungen von wörtern und texten nur unscheinbar, aber unaufhaltsam. historikerInnen, die grosse zeiträume vor augen haben, wissen darum.


obwohl am ende des 13. jahrhundert als gothische kirche gebaut, verzichtete man auf pomp, da das gotteshaus an der predigergasse zum kloster des bettelordens der dominikaner gehörte (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

worthülsen bleiben, der sinn verschwindet

in bern gibt es beispielsweise eine franzosen-kirche. das ist die an der predigergasse. ursprünglich war sie die kirche des dominikanerordens, der seit mitte des 13. jahrhundert in der savoyisch gewordenen stadt bern ein kloster unterhielt. den heutigen namen hat die kirche aber nicht deswegen.

zur franzosen-kirche wurde das gotteshaus, als die reformierten bedrohten glaubensflüchtlinge 1685 unter anderem in die schweiz und nach bern kamen, um bei den glaubensbrüdern um asyl zu bitten. erhalten haben die hugenotten, wie man sie nannte, das gesuchte. die ehemalige dominikanerkirche – seit der reformation nicht mehr benutzt – stellte man ihnen zur verfügung.

das galt bis mitte des 19. jahrhunderts. heut ist davon nur der name übrig geblieben, auch wenn es kaum mehr hugenotten in bern gibt. franzosen-kirche ist demnach die kirche der französischen glaubensflüchtling in bern, die aus frankreich flüchten mussten. da man keine katholiken in bern von damals hatte, stellte man nicht auf die kleine differenz zwischen französischen und bernischen reformierten ab, sondern – vereinfachend – auf die herkunft der menschen, – und gab ihnen so einen namen franzosen, der sich auch auf “ihre” orte in bern übertrug.


vom ende des 17. bis mitte des 19. jahrhunderts die kirche der hugenottischen flüchtlinge aus frankreich; heute l’öglise protestante de la paroisse française (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das exempel: “hugenotten” und “eidgenossen” meint das gleiche!

und “hugenotten”? was eigentlich meint das?

“eidgenossen”, schlage ich vor! die franzosenkirche würde viel besser eidgenossen-kirche heissen!

hää? – ja, eben weil wörter wandern, und, mit verändertem sinn, sogar an den ursprungsort zurückkommen!

die “eidgenossen” entstehen

eidgenossen waren im 13. jahrhundert verschworene, die sich zusammenschlossen, um auch ohne adeligen schutz rechtssicherheit zu gewähren. solche entwicklungen entstand an verschiedenen orten fast gleichzeitig.

“1291” hat sich in unser gedächtnis eingebrannt, – als datum, an dem die drei eidgenossen auf der rütli ihren schur taten und sich gegenseitig unterstützung gegen die habsburger herzöge zusicherten. “1239” müsste man historisch wohl eher sagen, als sich bern und murten zu einem bündnis zusammenschlossen. 1218 waren sie, als die zähringer ausstarben, zu freien reichsstädten geworden und unterstanden dem kaiser direkt.

doch friedrich lebte meist in italien, und focht dort einen epochalen streit mit dem papst aus. er verlor ihn schliesslich. 1245 wurde er als ketzer aus der katholischen kirche ausgeschlossen. spätestens damit zerfiel der einfluss des kaisers auf die rechtssicherheit. und genau diese versuchte man mit bündnissen zwischen orten zu sichern, die gemeinsamen handelt betrieben.

als “eydgenossen” nahmen die städte und länder, die sich verschworen (“coniuratio” war die bezeichnung aus sich der herrschenden) eine alemannische tradition der lokalen selbstverwaltung auf, die zum grundgedanken des werdenden bündnissystems zwischen aare, reuss und limmat wurde. nach den militärischen siegen von 1386 in sempach resp. 1388 in näfels gegen die habsburger war man nicht nur die dominierende kraft im mittelland. im sempacherbrief von 1393 trat man erstmals auch als einheitliche ordnungsmacht für fragen der kirche und des militärs auf, und sprach, obwohl unverändert ein teil des kaiserreiches, keck von einer “eidgenossenschaft”.

zu dieser eidgenossenschaft, die 1499 einen teilautonomen status im neugeordneten erzwang (tschetschenie lässt grüssen!), tendierte zu beginn des 16. jahrhunderts das bürgertum wichtiger städte in der heutigen romandie. bedrohlich wirkte für sie zunächst die katholische kirche; mit ihren wachsenden ansprüchen an kirchensteuern für militärische feldzüge in italien und palastbauten in rom wurde sie für das städtische handwerk mehr zu last als zur stütze. bedrohlich waren aber auch die herzöge von savoyen, in turin residierend, die direkten anspruch auf die städte erhoben am lac léman erhoben.

die “hugenotten” entstehen

namentlich im französischsprachigen genf nannte man ab 1520 die partei, die anti-savoyisch und pro-eidgenössisch war, folgerichtig “eidgenossen”, leidlich ins französische übersetzt “eydgenots”. daraus entwickelte sich nach und nach die wörter “eig(u)enots”, “aig(u)enots und ähnliches. alle waren sie eine fremdbezeichnung für die bewegung, die aus dem eidgenössisch geprägten mittelland kam, und sich über genf hinaus ins rhonetal und auf halb südfrankreich auszudehnen drohte, einer der freiheitskämpfer gegen die alte herrschaft war besanzon hugue, und es liegt auf der hand, dass sein name die begonnene verballhornung von eidgenossen zu aig(u)enots schliesslich als hug(u)enots vollendete.

die calvinisten, die sich nach 1536 zu einer religiösen kraft in der gesellschaft, aber auch zu einer politische bewegung im werdenden französischen staat darstellten, wurden seit mitte des 16. jahrhunderts verallgemeinernd hugenotten. selbst hatten sie zahlreiche andere namen, doch ihr auftreten wurde durch das katholischen königshaus überall unter diesem sammelschimpfnamen zumsammengefasst.

1598 erhielten diese hugenots den charakter einer staatlich geschützten christlichen minderheit, ohne je zur staatsreligion zu werden, wie das die lutheraner im 1555 im augsburger religionsfrieden schafften. 1685, mit der aufhebung des friedensichernden edikts von nantes durch louis XIV., entstand die erste grosse flüchtlingsbewegung. diese suchte den schutz unter anderem in der eidgenossenschaft, – seit 1648 ein vom reich unabhängiger staat mit starken affinitäten zu frankreich.

als die flüchtlinge nach bern kamen, nannte man sie franzosen, hugenotten, statt sie mit eidgenossen, reformierten zu begrüssen.

zur fluktuanz der sprache, ein merksatz zu und für wanderungen

vergessen gegangen war ende des 17. jahrhunderts der bedeutungszusammen von eidgenossen, eydgenots, aigenots und hugenots der in der beginnenden neuzeit vor allem in genf entstanden und durch die übersetzung eines begriffes aus der alemannischen tradition ins französische ein erstes mal gebrochen worden war. mit der rückübersetzung vom französischen hugenots ins deutsche hugenotten passierte gleiches gleich noch einmal. vergessen ging diesmal die bedeutungszuschreibung, die durch den kampf der royalistischen katholiken gegen die reformbewegung entstanden war, die im 16. jahrhundert unter den adeligen des süden frankreichs rasch an unterstützung gewonnen hatte.

etymologisch haben “eidgenossen” und “hugenotten” jedoch die gleiche wurzel. die begriffe sind aber zu verschiedenen zeiten und verschiedenen räumen geprägt worden. ihre entstehungskontexte sind verschieden, und ihre kulturellen bedeutungszuschreibungen sind es auch. deshalb können wir den vergleichbaren ursprung mit unserem heutigen sprachbewusstsein gar nicht mehr vorstellen.

sprachgeschichtlich und kulturhistorisch ist der zusammenhang aber evident. und das passt gut zu meiner semiotische absicht, die ich zur weiterbildung von stadtwandererInnen verfolge: nämlich zu zeigen, dass auch wörter wandern, im raum und zeit, und dabei fluktuieren. wie hiess es meiner einleitung so schön:

fluktuanz ist die uns meist unbewusste, nicht seiende, aber werdende substanz der wörter!

semiotisch
angehauchter
stadtwanderer

wörter sterben (teil 3 der serie “linguistik für stadtwanderer”)

wörter werden (linguistik für stadtwanderer, 1. teil)

ich bin selten um ein wort verlegen, ich weiss. und wenn, dann helf ich mir! – ein crashkurs in linguistik für stadtwanderer, 1. teil.

ohne worte

jüngst hatte ich nach dem wandern ein blackout. ich suchte ein wort, und es kam mir einfach nicht in den sinn.

ich wollte … äähmm, äächhh das dingsbum, eeeh, ja, das …, mmmh, eben beschreiben wollte ich es. es ist am boden, ja, man geht so achtlos beim wandern in der stadt darüber hinweg. ihr wisst ja, die – ääch – ???!!!??? – die deckel, die die kanalisation davor schützen, dass man wortlos in sie hinein fällt.

das war es, was ich suchte. aber das mit dem namen, das wollte einfach nicht klappen! da ich unbedingt auf flickr eine group eröffnen wollte, die bilder von diesen dingern zeigen sollte, musste ich ihn aber finden. sonst würde es keine debatte geben! wie nur, sollten andere etwas besprechen und bebildern, wenn sie nicht einmal wissen, worum es gehen soll?

es war hart —

auf ein wort

ich fasste mir ein herz, und ich erfand, was ich nicht finden konnte:


aus der flickr group “dollendeckel überall (fotos von stadtwanderer, litscher und apropos, anclikcbar)

“dolledeckel”, hochdeutsch “dollendeckel”, wagte ich schon mal.

ich wusste sofort, dass das wort nicht stimmte, – jedenfall gehobenen ansprüchen nicht reichte. aber ich konnte einfach nicht besser! und als ich die group mit meiner unmöglichen wortgeburt getauft hatte, fiel es mir schlagartig ein: “schachtdeckel”!

genau, das war es, was ich gesucht hatte!

auf google wurde es rasch getestet, und die anfrage ergab umgehend, dass gewünschtes bild mit gesuchten begriff übereinstimmten. bingo!

nun konnte ich jedoch den namen der group nicht mehr ändern. festgesetzt hatte er sich zwischenzeitlich: ein kopfgeburt, die sich in die virtuelle ewigkeit verabschiedet hatte.

also war ein wort geworden.

wörter werden

nach einigen tagen entdeckte ich, das meine wortfindung auf flickr zu lustigen wortspielen anlass gegeben hatte. ausgangspunkt war ein bild von
– schok –, das ich mit dem kommentar versah:

“toll, dieser doll…!”

es war eine schüchterne anspielung auf mein jüngstes wortversagen. und es hatte folgen.

den – schok – antwortete melodisch:

“die tollen, die ollen dollen”

und das habakuk doppelte gleich mit einem gedicht nach:

<>

da wollte sich litscher nicht lumpen lassen:

“Schönes Bärenexemplar”,

formulierte er ziemlich unpassend dazwischen, sodass – schok – den faden wieder aufnehmen musste:

“die ollen dollen sollen rollen + tollen in den vollen stollen!”

_bubu_ – für seine eigene sprache bekannt – konterte, wenig erhellend: “vonRoll ….so quasi :-)”

nee, gab da das habakuk zurück:

“vollDoll :::-)”

“toll, die doll …” sag ich da!

wörter lehre

ferdinand de saussure, der genfer philosoph, und seine nachfolgerInnen unter den liguistInnen lehrten, das zeichen stellvertreter für dinge und ideen sind, die man als das erkennen kann.


zeichen (unten rechts) bezeichnen (oben) bezeichnetes (unten links). hat man kein konzept, sind zeichen uneindeutig. hat man für ein konzept kein zeichen, bleibt ein handelnder (mitte) ohne worte …

mit zeichen bezeichnet man bezeichnetes, ohne das das bezeichnende das bezeichnete selber ist. das wort “hund” ist selber kein hund. es lässt uns aber über hunde sprechen, und zwar so, dass wir wissen, wovon wir sprechen. und das alles, ohne auf den hund zu kommen.

ich finde, dollendeckel ist gar kein schlechter versuch. es hat zum wortspielen angeregt. wohl weil es nicht perfekt ist. doch gerade durch das spiel, ist es klarer geworden, was ich meinte.

dollendeckel ist also eine bezeichnung, die bezeichnetes bezeichnend bezeichnet, – hinreichend. damit ist ein wort geworden. ich sagte ja, ich bin selten um ein wort verlegen.

wandstadterer

wörter wandern (teil 2 der serie “linguistik für stadtwanderer”)

e burechorb vou vo aregige (einen bauernkorb voll von anregungen)

nun war ich schon wieder in thun referieren. diesmal aber nicht zu berta und dem frühen mittelalter, nein, vielmehr sprach ich zur zukunft der berner gemeinden. eingeladen hatte mich das thuner politforum. 250 gäste aus dem ganzen kanton kamen freitags und samstags im schaudausaal zusammen, um die malaise in den kommunen zu diskutieren.


bärner burechorb, mein geschenk als referent am thuner politforum (foto: stadtwanderer, anclickbar)

der weltweite wertewandel und das schweizer milizsystem

ich hat heute zum gesellschaftlichen wandel zu sprechen, und über die folgen für die kommunale politik nachzudenken. und so sprach ich zunächst zum wertewandel, die ich kenne. der amerikanische politikwissenschafter ronald inglehart hat sie in rund 100 ländern realisiert. er kommt zum schluss, dass sich die kultur der gegenwartsgesellschaften grob gesagt in zwei richtungen weiter entwickeln:

. weg von traditionellen, religiös fundierten werten hin zu säkularisierten, rationalen werten einerseits, und
. weg von prioritäten des überlebens im kollektiv hin zu jene der individuellen selbstentfaltung.

am weistesten ausgeprägt sind diese veränderungen in den kulturen des protestantisch geprägten europas. die schweiz ist weltweit in der spitzengruppe. in der politik zeigen sich die auswirkungen namentlich beim milizsystem, das die schweizerische gesellschaft prägte, die organisation der armee und des staates bestimmte.

zunächst wird es ausgehölt. mitgliederschwund bei den politischen parteien und deshalb mühe, politische ämter zu besetzen, sind die folgen. man klagt darüber, – recht breit. aber nicht überall gleich stark und nicht überall gleich anhaltend:

erstens, in den kleinsten gemeinden sind die proleme mittelgross, denn es funktioniert die informelle rekrutierung noch einigermassen. verwandschaftsbeziehungen sind eine entscheidend vorbedingung hierzu, vereinmitgliedschaften verschafften einem erste kontakte darüber hinaus, und die feuerwehr ist das klassische sprungbrett für die politik, die auf dem lande meist im gemeinderat endet.

zweitens, in den mittelgrossen gemeinden funktioniert das aber kaum mehr, und eine besserung ist nicht in sicht. die menschen ziehen aus beruflichen gründen weg, oder weil ihr(e) liebste(r) anderswo wohnt. und weil die zuzügerInnen nicht im gleichen masse zugang zur gemeindepolitik finden, wird die schicht der politisch aktiven immer kleiner und ergänzt sich immer mehr aus den immer gleichen kreisen.

drittens, in den städten wiederum scheint der tiefpunkt in der rekrutierung durchschritten zu sein. auf der exekutiven ebene macht sie eine professionalisierung der politik breit, die verwaltung entlastet die politischen gremien, und fachstellen für alles und jenes übernehmen operative aufgaben. regierungsämter sind in den städte heute meist voll- oder halbamtlich ausgestattet, was die rekrutierung von leute erleichtert, die nicht mehr milizmässig, jetzt aber berufsbezogen politik machen wollen.

mein thesen und folgerungen

mir ist mit meinem vortrag von heute bewusster geworden, dass der wertewandel nicht nur die werte des kollektivs geschwächt hat, sondern auch neuen entwicklungen chancen eröffent. die politischen aemter in den städten sind pluralistischer zusammengesetzt. die vorherrschaft einer partei ist ausgebrochen, und frauen haben erhöhte chancen in spitzenpositionen zu kommen.

ich habe gefordert, diese entwicklung auch in den mittelgrossen gemeinden voranzutreiben. ich erwarte, dass exekutivarbeit hier zunehmend professionell geleistet wird. politische führungsarbeit soll zudem erleichtert werden, indem das tagesgeschäft stärker delegiert wird.

gleichzeitig gehe ich davon aus, dass die legislativarbeit weiterhin milizmässig funktionieren wird. dafür gilt es, die eintrittsmöglichkeiten auch ausserhalb der parteien zu erleichtern. kommunale politische karrieren sollen beispielsweise familienmenschen mit engagementbereitschaft, ausländerInnen mit erfahrungen in integrationsfragen und frührentnerInnen, die sich und ihre kompetenzen nicht einbringen wollen, zugänglicher gemacht werden. weiterbildungsangebote, ja eigentliche politikerInnenschulen sollen das personal, das sich noch finden lässt, stärken.

überraschende und klare reaktionen

zum schluss meinte ich, die politische arbeit in der gemeinde müsse nicht nur materiell, sondern auch immateriell gestärkt werden. ich habe dabei auch aufgefordert, der überhand nehmenden negativberichterstattung über die gemeindepolitik in gewissen massenmedien selbstbewusst (nicht aber überheblich!) entgegenzutreten.

ich wollte dem publikum nicht flattieren; die klaren reaktionen haben mich aber überrascht. zahlreich bin ich etwas so angesprochen worden: dass die vielerorts ehrenamtlich geleistete arbeit heute keine anerkennung mehr finde, sei ein wichtiger grund, weshalb man sich heute lieber im beruf oder in der familie, nicht aber in der gemeinde einsetze. und es tue gut, aus berufenem munde, nicht nur eine differenzierte analyse zu hören, sondern auch motivierende worte zu bekommen.

an der tagung war es ein offenes pausenthema, dass sich gerade die männerpolitik im kanton bern sich auf einem sinkflug befinde. Demotivation habe sich breit gemacht. das habe man gerade auch an den referenten des ersten tages gesehen. die hoffnungen würden heute vielfach von frauen aus. am ersten tag, an dem ich nicht war, hätten diese als vortragende durchwegs brilliert.

min burechorb, eue burechorb

vielleicht, so meine bilanz am abend, schwindet der gemeinsinn gar nicht so stark. die individualisierung ist in der schweiz weit fortgeschritten. sie eröffnet der politik aber auch perspektiven, jenseits von traditionen neue formen und wege der politischen arbeit zu suchen und zu entwickeln. Ich werde das meinen wertewandel-überlegungen beifügen.

mir mitgegeben hat man am thuner politforum einen berner burechorb. der ist ganz hübsch, und ausgesprochen reichhaltig mit ess- und trinkbarem bestückt. ich hab schon angefangen, das alles auszuprobieren. auch wenn seine form noch traditionell wirkt, hoffe ich, den burechorb der gemeindepolitiker mit meinem rundgang durch theorie und befunde, erkenntnisse und empfehlungen da und dort inhaltlich neu angereichert zu haben, sodasss man auch von dieser wegzehrung des profitieren wird.

en guete!

stadtwanderer

ps:
mit dem thuner stadtpräsidenten, hansueli von allem, habe ich duzis gemacht. er tritt ja bald ab. Und in seiner einleitung zu meinen referat, erwähnte er, dass ich schon mal schultheiss von thun sei. da sich seine nachfolge schwierig gestalte, könne ich ja schon mal meine schriften nach thun verlegen, und mir eine kandidatur überlegen. werde mal königin berta um rat ersuchen, ob ich mich soweit in die gegenwart vorwagen soll …

madonna!

damit habe ich nicht wirklich gerechnet: kaum waren einige fotos der werbekampagne “M wie Madonna” in meinem flickr-album, ging das grosse klicken los. die serie mit sechs bildern wurde sofort aufgesogen, wie selten fotos zuvor, die ich ausgestellt hatte, und die kommentare liessen nicht lange auf sich warten. apropos bewertet es als eine “mega geniale serie”, entstanden aus meiner beobachtungsgabe. bubu jedoch schlug hart zu: “läck mir, geit mir die schlampe uf e sack !!….u no chli afrikaneschi ching adoptiere….super:-(, sorry für d vulgärschprach…..aber isch doch wahr!”, und –schok- doppelte nach “ändlech seit’s öpper…!”

die provokation also sass.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

werbung mit madonna

wie immer, wenn ich durch den Bahnhof gehe, interessieren mich die verbindungen aller art: zunächst die nach hause, dann aber auch die in die ferne. ein bahnhof ist heute jedoch nicht nur ort der verkehrskommunikation, sondern auch der bildkommunikation. und im öffentilchen raum heisst das heute: der werbung.

da kann man im moment die grossangelegte werbekampagne von “Hennes&Mauritz” nicht übersehen. von einmalig-überlebensgross bis klein-aber-repetitiv wird man mit “Designed by Madonna”-modeplakaten eingedeckt. die pop-ikone führt uns, just zum frühlingsbeginn, “ihre” neue kollektion vor.

und sie scheint erfolg zu haben: die jungen frauen vor den plakaten, diskutieren den stil, wenn sie an den stellwänden vorbeigehen; die männer dagegen konzentrieren sich eher still auf madonnas busen. niemand geht unbeteiligt vorbei: entweder bleibt man gebannt in madonnas pose oder in ihrem blick stehen. oder man tut nur so, wie wenn man nichts gesehen hätte. ein wenig domina, wenig flittchen, ein wenig sekretärin, wenig normale stadtfrau, ein wenig für alle ist diese madonna.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

werbung für madonna

die werbekampagne rund um madonna ist gigantisch. der star wird vermarktet. und er soll kommunizieren: aus ihrer eigenen kollektion stammten die stücke, erfährt man; entworfen habe sie die elemente teilweise selber, wird einem gesagt; und zeitlose eleganz werde einem mit dieser mode vermittelt, preist man madonna.

da trifft sich gut, das die wahl-londonerin mit dem kollektionsbeginn den britischen “elle style award” erhalten hat, – dafür, dass sie seit 20 jahren nicht nur der welt populärste musik mache, sondern golable den modestil präge. “mit sicherem gespür für trends”, heisst es in der laudatio.

und die schreiberInnen aller trendmedien doppeln wo- und wann-auch-immer sie können nach: jedes stück des neuen outfits wird minuziös beschrieben, der erste verkaufserfolg wird publizistisch multipliziert, und schon sehen die ganz gewagten auguren die restposten der grösse 38 verschwinden und in ebay als second hand wieder auftauchen.

die happigste werbung für die werbung habe ich bei der apa, der österreichischen presseagentur, gefunden. da sagt uns eine namentlich nicht genannte frau: “Es trägt sich, wie wenn man gar nichts an hätte”, als sie die seidige Hose anprobiert habe. “Jetzt hätte ich noch gerne Madonnas Figur”, war der nachsatz.

das ist es, was wohl die gemeinsame absicht von “Hennes & Madonna” (h&m)ist: der schwede will das grosse geschäft machen, die amerikanerin will den neunen menschen nach ihren vorstellungen schaffen!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

werbung dank madonna

madonna, genau genommen madonna louise veronica ciccone, am 16. august 1958 in bay city, michigan (usa) geboren, ist nicht nur die erfolgreichste sängerin der welt, bekannte schauspielerin, umstrittene tänzerin und gutverkaufte buchautorin. sie ist auch verkünderin der religiösen erneuerung.

streng katholisch erzogen, war sie angepasst. denn als sie noch im kloster war, machte sie ihrem namen alle ehre. seither knallt sie durch: als pop ikone brache sie mit ihrer vergangenheit. sie etablierte das kruzifix als mode-accessoire. sie küsste schwarze heilige auf der bühne, und sie räkelte sich vor brennenden kerzen (und publikum). selbst den papst liess sie nicht aus und widmete ihm ihre “unbefleckte sammlung”.

nach religiösen wanderungen ist madonna heute bei der altjüdischen lehre angekommen. mit ihrem gross verdienten geld unterhält die amerikanein in london das europäische kabbala-zentrum. als missionarin härt sie auf den namen “esther”, und einige ihrer promi-kollegen wie demi moore oder mick jagger sollen von schon mal bekehrt worden sein. sie selber schätze das prinzipielle an der kabbala-lehre. und sie besteht darauf, ihren jüngsten adoptivsohn aus malawi, aus einer christlichen familie stammend, beschneiden zu dürfen.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

genug der werbung, madonna!

ja, sie provoziert. und das mit kalkül. mal hure, mal göttin ist sie. fast schon wäre auch ich ihr erlegen. von der wiedergeburt des mysteriums wollte ich schreiben und madonna in den himmel heben, – fasziniert, irritiert, angezogen und abgestossen von ihr.

gott sei dank, habe ich mit meinem beitrag noch etwas gewartet. heute morgen wurde ich nämlich wieder auf die erde geholt. und madonna auch.

die sommerkollektion von “h&m” präsentiert kylie minogue. auf zum nächsten grossen bahnhof …

stadtwanderer

momentan macht mir das ganze angst …

ein bisschen macht mir das schon angst: nachdem mein blog letzten monat 30 prozent mehr besucherInnen bekommen hat, innert 30 tagen!, zeichnet sich ein solches wachstum nochmals ab. pro stunde habe ich 10 gäste, und es werden 100 seiten angeklickt. den tag durch kann es glatt das doppelte davon sein!


edvard munch: der schrei

in den ersten 13 tagen des monats april hatte ich mehr interessierte auf dem stadtwanderer, als bis diesen märz in jedem monat einzeln, notabene bis am letzten tag. wenn das so weiter geht, wird das publikum diesen monat gleich nochmals zwischen 20 und 30 prozent grösser sein.

dabei habe ich – beruflich und privat ganz schön eingespannt/bettet – im april erst 4 beiträge verfasst. und nun habe ich eine eigentliche blockade!

die energie reicht gerade aus, um die zahlreichen mails, die ich erhalte, die anfragen für stadtwanderungen, die mir zukommen, einladungen für besuche anderenorts, die mich interessieren, und die comments auf dem blog, die mich freuen (oder auch nicht), zu beantworten.

meine projekte aber für neue beiträge zu “stanek, mein vorbild”, “hegel in bern”, “madonna!”, “häuser ohne konfessionen” und “reclam(e)” stehen allesamt an.

zu wenig zeit?
zu wenig ideen?
zu wenig stoff?
zu wenig mumm?

oder zu hohe erwartung? von mir an mich selber …

natürlich freut es mich, mit dem stadtwanderer eine rubrik auf dem web geschaffen zu haben, die von so vielen konsultiert wird, weltweit, in europa, in der ganzen schweiz, in bern. schon im postauto am morgen werde ich angesprochen, beim kaffee werde ich als schultheiss von thun begrüsst, am mittag lacht mir eine kantonspolitikerin mit einem thementipp entgegen, und am abend sollte ich schweissgebadet noch fussnoten zu zugestellten büchern verfassen. dabei war ich gar nicht im layout, die mich wegen meinem “graffiti-city” beitrag längst eingeladen haben.

ich sag nur: habt geduld! ich habe einen vollen kalender! und ich habe viel energie zu schreiben! aber im moment macht mir das ganze stadtwanderer engagement ein wenig angst …

ich muss mich zuerst damit auseinandersetzen!

stadtwanderer

die neugierigsten berner korrespondentInnen

seit ich in bern fotografiere, hat sich die stadt verändert. objektiv und subjektiv. persönlich ist mir die stadt zugänglicher, vertrauter und klarer geworden. das ist gut so! sie kommt mir aber auch aufgelöster vor, zerfällt in immer mehr einzelheiten, die ich danach scanne, ob sie je auf einem bild platz hätten. manchmal, denke ich, hat das auch nachteile. denn der blick aufs unbewusste, aufs ungewollte, aufs ganze geht einem so bald einmal verloren.


quelle: www.flickr.com, snaper sind: s.lo/matthieuf/zap358/tillysan/katie

da hat wiederum flickr grosse vorteile! man kann seine stadtcodes ausschalten und mit denen fremder fotobücher durch die stadt gehen. es ist wie wenn man geführt wird, mit anderen augen sieht, mit anderem blick erfasst. meine korrespondentInnen waren manchmal nur kurz in bern, haben aber ihren eindruck fotografisch festgehalten. sie haben meist ganz eigene zugänge zur stadt: als touristen, als studentinnen, als kauflustige, als pendlerInnen oder als werktätige. andere berichterstatter kennen die stadt wiederum aus dem effeff, denn sie leben wohl schon lange hier, länger auch als ich!


quelle: www.flickr.com, snaper: holdsy/thebmag/berna

der neue bundesplatz ist zum eigentlichen renner der fotografInnen geworden. er hat den bärengraben und den zytgloggen als das berner fotosujet abgelöst. es fasziniert das wasser immer wieder von neuem. man will im sommer das kühle nass spüren, und man möchte das spiegelnde irgendetwas des lichts für immer behalten können. man sieht die kinder, man folgt der bewegung, und man erlebt die emotion, wie selten an einem anderen ort der stadt.


quelle: www.flickr.com, snaper: sprain

immer wieder spektaulär sind auch die bilder der welle über dem bahnhof. ausblicke auf die welt der geleise werden einem eröffnet, und einblicke in die menschenmengen gewähren uns die föteler. hier sind es die farben blau, braun und grau, die einem in ihren bann ziehen. gelegentlich möchte man sagen: ein riesiges kunstwerk auf holz, metall und glas verleiht der stadt flügel! und keiner hat das monument zeitgenössischer architektur so schön portraitiert wie sprain.


quelle: www.flickr.com, snaper: vabellon/eight59cc/chiefrocker9000

da steht sogar das klee-museum einen schritt hinten an. zwar sind auch hier die formen, die kurven und die bewegungen ausgesprochen elegant. doch es mangelt dem bau an farbe, die ihn erstrahlen lassen würden. manchmal hilft das licht, die architektur malerisch ein wenig aufzulösen. aber so richtig schwingen will das ganze noch nicht.


quelle: www.flickr.com, snaper: scatnipmusic/qishiwen/intutum/chrigu/intutum

nebst all dem neuen steht die altstadt als bewährter gegenpol gegenüber. von aussen wirkt sie unverändert. von innen ist sie es nicht. und das medium potenziert die variationen noch: man berichtet von der einkaufsstrasse und von den lauben. fahrräder erzählen die nacht, hausfassaden den tag. unendlich ist die zahl der bilder, die hier täglich (und nächtlich) gemacht werden, sodass die auswahl der favoriten schwer fällt.


quelle: www.flickr.com, snaper: behrmi/coyanis64/coyanis64

die unglaublichsten stadtbilder sind aber schwarz-weiss. klar. hart. dramatisch. in ihnen mischen sich licht und schatten mit himmel und erde. “das ganze universum!”, möchte man sagen. coyanis ist der spezialisten hierfür.


quelle: www.flickr.com, snaper: rainbow11

ganz anders erscheint bern, wenn man rainbow11 auf schritt und tritt folgt. sie ist die könnerin für regenbogen- und stadtfarben, vor allem für gelbtöne. sie entdeckt es, wo andere es übersehen, und sie mischt es, wo anderes es nicht wagen würden. ihre stadtbilder sind einmalig; heiss, mediteran, ja sogar karibisch wird bern da schon mal. wer nur hätte ausser ihr schon daran gedacht, aus der heiliggeistkirche ein gotteshaus in santo domingo machen zu wollen?


quelle: www.flickr.com, snaper: memnoch/rapino/esther

mit stimmungen ausgiebig gespielt wird auch an der aare. fotografisch beliebt sind auenlandschaften, die man hier so gerne übersieht. grün, braungrün und gelbgrün mischen sich da in seltener weise mit dem licht. merci all jenen, die das einem immer wieder bewusst machen. chapeau auch für fotografen, die schon früh morgens unterwegs sind, um seltene plätze mit spezielle begebenheiten gerade entlang des stadtflusses festzuhalten.


quelle: www.flickr.com, snaper: chiefrocker9000/rebeccaypedro/eloisavh

der verkehr in der stadt, das ist vielleicht das häufigste thema überhaupt. ein bild hierzu von masone wurde sogar von der pendlerzeitung „20minuten“ ausgezeichnet. ich kann es aber nicht zeigen, denn es ist seither für die wiedergabe gesperrt. das gilt auch für viel schöne aufnahmen, die ffgoatee in bern gemacht hat. frei sind aber die aufnahmen vieler anderer, die den offentlichen verkehr verfolgen und gerne mit der strassenkunst spielen.


quelle: www.flickr.com, snaper: michael henderson/cupweuro/vark

damit bin ich bei den absoluten highlights: michael henderson hat das bundeshaus so lange verzaubert, dass einem vertraute der eingang schliesslich fast schon orientalisch vorkommt. platz 1. der verschollene cupweuro hat mit dem bild der nydeck wohl den preis für die originellste stadtdarstellung gewonnen. vom nachtblau, das über dem quartiert liegt, kann man fast nicht genug bekommen. platz 2. unnübertrefflich schön ist aber vark’svarks darstellung des traurigen bären in seinem gefängnis: voll von spiegelungen für die zuschauer, doch öde wie nur einmal für den bären. platz 3.


quelle: www.flickr.com, snaper: -schock-/bubu/apropos/chiefrocker9000/litscher

apropos, bubu, chiefrocker9000, litscher und -schok- (vormals kerstin s.) sind meine regelmässigen begleiterInnen durch die stadt. sie leben oder arbeitenn in bern. in der realität war ich noch nie mit ihnen fötelen, virtuell bin ich aber immer bei ihnen. bubu ist mir noch am meisten fremd, denn er spricht eine sehr eigenwillige sprache. chiefrocker wiederum ist der unkonventionellste; er liebt das subkulturell krasse und verschönert es immer wieder mit seinen vögeln. aber auch litscher experimentiert gerne mit kamera und text; er ist fast schon ein stadtpolitiker. –schock- schliesslich lässt gerne die architektur sprechen und überrascht mich immer wieder mit orten, die ich übersehe. nicht unerwähntlich bleiben darf da apropos, meine häufigste begleiterin und kommentatorin. sie ist die absolute spezialistin für stadtspiegelungen aller art, mit einem hang zum nostalgisch-vertäumten und skuril-vergangenem!

ich bin froh, dass es sie alle gibt, die so unvoreingenommenen und so neugierigen korrespondentInnen aus bern!

stadtwanderer

hier noch ein link in ähnlicher sache: die von mir moderierte flickr group
“spectacular berne”

mit meinen neuen favoriten unterwegs (2. quartal 2007)

alle bisherige favoritenlisten ansehen

state-of-the-art

zu beginn des jahres hatte ich den eindruck, die hiesige blogosphäre entwickle sich nicht mehr. die trendzahlen auf “blogug” legten das auch nahe. der populäre beitrag “mit meinen favoriten unterwegs”, den ich für den “stadtwanderer” schreibe, ist entsprechend in den winterschlaf verfallen.


der/die bloggerIn von heute (quelle: flickr_ekai)

doch jetzt ist wieder alles anders! ich bin wacher, und ich entdecke wieder viel neues und anregendes in der blogosphäre. zum beispiel die blogstudie 2007 blogstudie 2007, erstellt von der universität leipzig. dafür wurde eine online-befragung gemacht, an der sich schliesslich 605 personen – die meisten von ihnen heavy user und trendsetter im internet – beteiligt haben. blogs sind in ihrer definition am häufigsten digitale tagebücher, plattformen des meinungsaustauschs, informationsquellen oder gar eine neue form des journalismus.

fast die hälfte der befragten nutzerInnen von blogs sind selber blogger. sie schreiben liebend gerne, wollen sich mit anderen austauschen oder haben ein spezielles wissen, das sie bekannt machen wollen. die leserInnen sind selbstredend keine schreibfans, suchen aber auch nicht wirklich breit den digitalen austausch. vielmehr sie wollen informationen. der hauptsächliche grund, blogs zu nutzen, ist schnell neues zu erfahren, das man sonst nirgends findet.

nun sind nicht alle interessen an blogs gleichmässig verteilt:

. 24 prozent der nutzerInnen sind eigentlich wissensdurstige (“klassische medien genügen mir nicht”),
. 23 prozent aktive konsumentinnen (“tipps und tricks”),
. 19 prozent informationssuchende (“hintergründe erfahren”), und
. je 18 prozent selbstdarstellerInnen (“ich schreibe gerne”) resp.
. networkerInnen (“austausch mit anderen”).

blogs haben sich bei der informationssuche im internet etabliert, folgert ansgar zerfass, der hauptautor der studie. und zu fachblogs sagt er: sie haben eine hohe relevanz, sind stark glaubwürdig und dienen einer mehrheit der intensiven internetnutzerInnen der meinungsbildung. und er kritisiert: blogs findet man so schwer, denn medienhinweise sind nicht besonders beliebt (tsss!), suchmaschinen unpräzise und at random surfen ist zeitaufwändig. viel beliebter seien hinweise von freunde und in anderen blogs. so, wie auf dem stadtwanderer mit seiner rubrik: “mit meinen favoriten unterwegs”.

die regeln sind immer noch die gleichen: der beste blog auf der letzten liste scheidet aus; er kommt in den himmel “für immer gut”. neu kommen so viele hinzu, wie ich spannende entdeckt habe.

“für den april 2007 gut” sind:

1. der beste (vormals 2)

bernetblog
unverändert herausragend. informativ, gut gemacht, und stets voll von neuem. ich bin beeindruckt, wie das team um marcel bernet mitmacht. der blog ist sogar noch besser als das buch “schnelle kommunikationswelt” das ich je über den klee gelobt habe, und bei mir immer noch abgerufen wird. eine echte trouvaille, dieses blog!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

2. der aufsteiger (neu)

moritz leuenberger
die überraschung des monats, hat sofort eingeschlagen und alle ein wenig neidisch gemacht. nr. 20 bei blogug aus dem stand, vor allem wegen der vernetzung, die moritz leuenberger sofort geschafft hat und wegen den unglaublich vielen kommentaren. der beste beweis, dass bloggen eine neue kommunikationsform ist: selbst eine stadtwanderer wie ich, der ein ohr beim volk hat, ist perplex viele leute sich zu energiepolitik äussern, wenn sie nur einmal mit einem bundesrat diskutieren können. hut ab, moritz, das beste, was deine partei im wahlkampf bisher gemacht hat!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

3. lesintellectuels (nouveau)

un swissroll
le blog romand qui m’interesse acutellement le plus. un peut genevois, peut-être, mais ça fait rien. depuis des annés on y trouve des commentaires bien choisis et bien écrits. le collectiv s’interèsse à l’actualité suisse, française et européene. les auteurs analysent ce qui se passe à droite comme à gauche. peut-être un peu trop intellectuelle, mais ça fait encore un fois rien du tout. une source importante pour tous le monde qui ne lit pas tous les jour des journaux romands.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

4. die elite (neu)

swissblogpress
ehrlich gesagt, ich verstehe nicht alles, was die schreiben. denn sie sind die elite der hiesigen szene, und ich bin nur vom fussvolk. aber sie haben mich ja jüngst aufgenommen. da habe ich mich umgesehen, und ich muss sagen, ich bin froh, das jemand im blogentwicklungsland schweiz für unsere sache druck macht. auf dieser seite findet man viele nützliche hinweise und tipps zum guten bloggen. informativ ist dieses blog so schon, vielleicht könnte es auch noch etwas populärer werden.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

5. der wachsame (vormals 7)

schreiben was ist
auch wenn upe. die weltwoche bald verlassen sollte, um stapi des stadtwanderer zu werden, wir es dieses blog weiterhin benötigen. denn unter dem neuen chefredaktor ist die weltwoche besser geworden, weil sie nicht mehr so durchsichtig ist. sie ist aber nicht minder einseitig und provokativ. da schätze ich es ausgesprochen, dass das jemand aufnimmt und den spiegel hinhält, um mehr über die hintergründe des meinungsmacherblattes zu erfahren.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

6. der nachbar (neu)

das wortgefecht
das ist mein neuer favo unter den medienblogs. berichtet breit und frei von der leber weg über kommunikationsfragen allgemein und netzkulturen im speziellen. hauptberuflich in der branche tätig, nebenberuflich freiere autor und blogger. habe ihn ich lange nicht gekannt, obwohl marcel gisiger von mir gesehen aus nur über die gasse arbeitet, historiker, medienmensch und ein wenig philosoph ist. lese das ding neuerdings gern und regelmässig,und es ist nur eine frage, wann wir uns das erste wortgefecht liefern werden.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

7. der aufmerksame (8)

reklameblog
seit ich selber ein fotoalbum führe (www.flickr.com/photos/stadtwanderer) achte ich mich viel bewusster auf meine umgebung. dazu gehört ohne zweifel die werbung. eine quelle der inspiration in der blogosphäre hierzu ist der reklameblog. eigentlich ganz einfach strukturiert, hält es den puls der zeit an, postet gesehene werbung ins blog und versieht sie mit wenigen hinweisen. doch genau das schafft die nötige distanz, um reflexiv mit werbung umzugehen.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

8. der trittbrettfahrer (neu)

busblog
beat schneuwly ist mein pendant in fribourg. aber er schreibt weniger und kürzer, dafür kommt seine meinung pointierter zum ausdruck. und er geht auch weniger zu fuss als ich, kommt aber dennoch weit herum: denn er ist fribourgs passioniertester busfahrer, der darüber berichtet, was man in fribourg so alles zu sehen bekommt. als heimwehfreiburger fahre ich da ganz gerne lesen und schauend mit! ein wunderbares blog aus dem alltag.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

9. der überraschende (neu)

stefano franscini
allgemein hielt man fest, leuenberger sei der einzige bundesrat, der blogge. andere könnte gerade mal eine sms schreiben. alles falsch!!! wer in der landesregierung smslen kann, kann auch spiegeleier kochen, und im bundesrat blog nicht nur einer, sondern zwei: der andere ist stefano franscini, der in den jungen jahren des bundesstaates bundesrat war. und der der statistik in der schweiz zum durchbruch verholfen hat. ein freisinniger pionier aus dem 19. jahrhundert. seine fans haben ihm zu ehren einen blog als plattform der erinnerungsarbeit eingerichtet. ganz gewagt, für ein blog zu einem bundesrat, der leider in vergessenheit geraten ist.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

10. der finder (neu)

blogscout
tja, und wer an ostern denkt, denkt an osterhase. und wer einen osterhasen will, muss ihn normalerweise suchen gehen. und wer lieb war, bekommt im allgemeinen auch einen. genauso wie es geht, wenn man blogger ist. denn wer bloggt, will beiträge. und wer beiträge will, braucht kundschafter. und wer geschickt genug ist, findet so, was er/sie will. zum beispiel über blogscout, eine nützlicher newsdienst, der aus dem ganzen deutschsprachigen raum berichtet.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

und nun “für immer gut” …

meine top-empfehlung im januar 2007

recherchenblog
andy litscher weiss das internet zu nutzen wie kaum ein anderer. immer wieder erstellt er und sein team vom recherchenblog thematische übersichten, die einem oft gezielter weiter helfen als die suchmaschinen. denn der recherchenblog arbeitet die themen auch in der inhaltsübersicht auf. eigentlich sollte man dieses blog viel häufiger auch zitieren! denn jede erfahrung, die ich bisher gemacht habe, war gut; andy ist zudem auch ein aufmerksamer fotograf der schweiz, der über “www.flickr.com/personen/litscher” immer wieder zu überraschen weiss: unbestrittenermassen meine entdeckung des jahres 2006, – und deshalb die nummer 1 zu beginn 2007!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat dezember 06:

auswanderer-blog
endlich hat es ruedi baumann geschaft, mich voll und ganz zu überzeugen. unermüdlich berichtet er aus der südwestecke frankreichs, schreibt auch viel über die schweiz, sodass er zwar weg, aber eigentlich immer noch da ist. und dann trifft man ihn unerwartet in der buchhandlung, pflegt den gedankenaustausch, und erzählt sich ein wenig über die unterschiede in der bloggerszene der schweiz und in frankreich: ruedi sagt mir, seit er den stadtwanderer lese, müsse er ganz anders durch bern gehen, immer und überall hinauschauen, um zu sehen, was er vorher immer übersah! gut so, antwortete ich ihm, den aufrechten gang üben, ist immer gut, gerade auch für blogger. danke ruedi für deinen unermüdlichen aufrechten gang auch ausserhalb berns!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat november ’06

wanderer von arlesheim
ich habe den im vormonat schlicht vergessen, aufzulisten! und ich entschuldige mich dafür! das ist aber nicht der grund, weshalb ich diesen blog top setze: er gefällt durch vielseitige, interessante beiträge, die viel konsequenter als bei mir, sich mit einem ort, arlesheim beschäfitgen. das verdient anerkennung und viel lob: platz 1.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat oktober ’06

edemokratie
dieses blog ist seit ich bloge der aufmerksamste zuverlässigste informant zu fragen der politischen philosophie, kommunikation und aktualität


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat september ’06

apropos
einfach der schönste aller schönen blogs …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat august ’06

today’s strip
es ist unser bevorzugter “bericht aus schweden”, ohne grosse worte zu verlieren, versprüht er viel hintergründige humor. lars mortimer ist der bekannteste schwedische karikaturist, der jeden tag seine website mit einem neuen “hälge”, dem träfen elch aus den schwedischen wäldern, ergänzt. so kann man ganzjahresstimmungen im norden minutiös mitverfolgen.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung in den montaten juni und juli ’06

weiachblog
unverändert unschlagbar das beste, was es für politisch-historisch interessierte stadt- und dorfwanderer gibt. ich bewundere die gabe, auf fast nichts, nichts weniger als eine täglich spannende kolumne schreiben zu können.

stadtwanderer

stadtwandern 2007 in sichtweite

das klima hellt auf, der stadtwanderer verspürt wiedere wandererlust! und bald geht die neu wandersaison los!


nur noch einige male schlafen, und dann geht die post des stadtwanderers wieder ab! (foto: stadtwanderer, anclickbar)

. wollen sie bern einmal anders kennen lernen oder die romandie mit neuen augen sehen?

. planen sie einen betriebsausflug, ein veteranentreffen, eine hochzeit, und hätten sie gerne 2 stunden lehrreiche unterhaltung?

. müssen sie ein ausländische delegation durch bern führen, und merken sie erst dabei, wie wenig sie über die stadt wissen?

dann sind sie bei mir richtig!

wandersaison 2007

gerne nehme ich sie einmal mit, wenn ich demnächst wieder planmässig unterwegs gehe. sie wandern mit mir durch die stadt bern oder wir bereisen gemeinsam die romandie, und ich erzähle ihnen dabei geschichten am laufmeter. am ende haben sie einen roten faden durch raum und zeit gelegt bekommen, an dem sie sich immer wieder orientieren werden, wenn es um stadtgeographie oder lokalgeschichten geht! grosse zusammenhänge der europäischen, der schweizerischen und der bernischen geschichte werden auf engstem raum sinnlich vermittelt.

demokratiegeschichte (1,5 bis 2 stunden, normalerweise am vorabend zwischen 1730-1930, mit apéro möglich)

ich führe sie durch die stationen in bern, die typisch sind für die demokratieentwicklung in der schweiz. der überblick reicht vom ende des alten bern bis hin zur gegenwart. gezeigt wird, wie sich die liberale bewegung die unterstützung der bauern sichert, und dadurch das eigentümlich gemisch des freisinns entsteht, der die besondere demokratieform der schweiz begründet hat.
diese tour spricht vor allem personen an, die etwas über die politische kultur der schweiz, nationen- und institutionebildung und das funktionieren der förderalismus und der direkten demokratie kennen lernen möchten.

napoléon und die folgen. bern zwischen untergang und neubeginn! (1,5 bis 2 stunden, normalerwesie am vorabend zwischen 1730-1930, mit apéro möglich)

keiner ist in bern so umstritten wie napoléon bonaparte. er hat das alte regime berns einstürzten lassen, was die konservativen bis heute traurig macht. doch er hat auch den neubeginn ermöglicht, der liberal und sozial eingestellt modernistInnen seither erfreut.
diese tour ist für menschen, die sich für die mentalitäten und den alltag in bern interessieren, und endlich wissen möchten, auf was und wen das kunterbunt an lebensstilen alles zurückgeht! um wissenschaftsgeschichte, gesellschaftsgeschichte und politikgeschichte geht es hier!

meinstein city – wo albert einstein seine berühmteste formel erfand (1,5 bis 2 stunden, normalerweise am vorabend zwischen 1730-1930, mit apéro möglich)

jeder kennt ihn – albert einstein, das zerstreute genie, den schlechten vater, den unkonventionellen beamten und den arbeitslosen junglehrer. doch wer weiss, wo er in bern gewohnt, geliebt und geheiratet hat? und wer kennt die gassen, die er ging, wenn er von der arbeit kam, wenn er forschen ging, oder wenn er auf ein bier mit freunden unterwegs war?
diese tour richtet sich vor allem an personen, die den komisch-sympathischen kauz einstein während seinen entscheidenden berner jahren kennen lernen möchten.

1500 jahre voll von geschichten: burgunder, alemannen, herrscher, junker, bürger, arbeiter und frauen in bern (ganztägig, normalerweise an samstagen von 915-1645, mit essen, schlussapéro zusätzlich möglich)

es brauchte fast viele hundert jahre, bis bern als stadt gegründet wurde, dort, wo einst brenodor, die grösste römerstadt helvetiens, stand. und es hat viele hundert jahre angehalten, was man 1191 in die welt gesetzt hat. ich führe sie um und durch die stadt bern und zeige ihnen 30 stadtstationen, und ich erzähle ihnen 30 stadtgeschichten. sie haben danach 30 unvergessliche eindrücke, wie raum und zeit in bern miteinander verhängt sind.
das ist eine anspruchsvolle, aber kurzweilige tour. ich garantiere ihnen, dass sie danach alles vergessen, was sie in der schulgeschichte fälschlicherweise über gelernt haben.

sapaudia-tour: 1000 jahre burgundische tradition – und was davon 500 jahre danach noch sichtbar ist (zweitätig, mit essen und übernacht, mit bus und wanderung, nur an wochenenden)

443 kamen burgunder in die sapaudia; wo die ist, erfahren sie auf dieser tour. 888 gründeten die welfen das königreich hochburgund; wo das geschah, zeige ich ihnen ganz genau. 1032 übernahm der kaiser das burgundische reich; wo die entscheidung fiel, sehen sie mit mir. und 1378 verstarb kaiser karl iv., der als letzter die krone burgunds getragen hatte. was er in der schweiz machte, erfahren sie bei mir, genauso wie, wo das burgundische erbe, das 1476 in der sapaudia definitiv unterging, geblieben ist …
wer gerne die neuere geschichte der schweiz wegblättert, um tieferliegende schichten ihrer kulturen kennen zu lernen, der ist auf dieser tour durch stadt und land der gesamten westschweiz genau richtig.

anmeldungen nötig

angesprochen? – dann melden sie sich! es hat plätze, solange es plätze hat!

ich mache ihnen gerne einen vorschlag für ausgestaltung, termine und konditionen. ideal sind gruppen von mininal 8 bis maximal 20 personen.

stadtwanderer

urs paul engeler kandidiert als berner stadtpräsident

(stadtwanderer) was morgen in allen zeitungen steht, kann man heute schon auf dem stadtwanderer lesen: urs paul engeler, der viel gerühmte „weltwoche“-journalist, kandidiert 2008 für das berner stadtpräsidium.


april, april … der macht was er will. merke: es ist nicht alles wahr, was als stadtwanderer auf dem boulevard promeniert (quelle: flickr_digger digger dogstar)

bls als neue partei in bern

die frisch gegründete bernische partei der leserbrief schreiber (bls) hat an ihrer heutigen gründungsversammlung mit 150 mitgliedern diskutiert, wie man sich bei den kommenden berner stadtwahlen verhalten will. für die oppositionsbewegung (“frustpotenziale zu kanalisieren, ist vorrevolutionär”) kommt die unterstützung der rot-grünen an sich nicht in frage. aber auch mit dem verhalten der bürgerlichen parteien bei der regelung der jüngsten nachfolge im gemeinderat ist man weiterhum unzufrieden. deshalb hat der parteivorstand unter leserbrief schreiber reto köchli entschieden, mit einem eigenen kandidaten anzutreten, der sich auch gleich für das stadtpräsidium bewerben soll.

upe. als gütesiegel

einstimmig nominiert wurde urs paul engeler, allen widerwärtigkeiten zum trotz seit jahren berner stadtbewohner, der bewiesen hat, dass er vor nichts und niemandem zurückhält (“egal ob es stimmt, was ich schreibe, hauptsache ich bekomme am meisten leserbriefe”). aufmerksam geworden ist man auf ihn durch seine provozierenden artikel in der “weltwoche”, nicht zuletzt immer wieder über die stadt bern. zwar stand da vieles drin, was man in parteikreisen schon längst wusste. in der dichte, wie es aber vorgetragen worden sei, habe es viel mehr ausgelöst, als alle bisherige bisherige propaganda mit leseerbriefen. schliesslich musste sogar stadtpräsident alexander tschäppät (“lachnummer der nation”) reagieren, und die berner leserbriefe seien seitenweise in der “weltwoche” abgedruckt worden. weil die partei davon entschieden profitiert habe, wolle man inskünftig näher zusammenarbeiten.

engeler, promovierter germanist mit dem titel dr. viel-zyn. (“nur rücksichtslos ist schonungslos”), ist gewillt, die kandidatur aufzunehmen. nachdem er khreti und phleti in der schweizer politik entlarvt habe (“die verschwörung ist überall”), brauche er eine neue herausforderung. engeler dementiert aber klar, sein wechsel in die politik habe etwas mit dem resignierten weggang des financiers dr. tito tettamanti bei der “weltwoche” zu tun. nicht kommentieren will er auch gerüchte, wonach er gehe, weil die werbewirtschaft kündigungen der wenigen verbliebene bezahlten abos der “wewo” einzeln prüfe, ob sie durch eine artikel von upe. ausgelöst worden seien. an der nominierungsversammlung hielt er hierzu unter tossendem applaus fest fest: “leserbrief-interessen vor kapitalinteressen!”.

leserbrief-demokratisches programm

sein wahlprogramm „rettung vor dem untergang“ hat engeler leserbrief-demokratisch entwickelt. er hat alle zuschriften, die in den letzten 4 jahren erhalten hat, ausgewertet, und die forderungen unverändert übernommen. stichworte sind

. stadtsauberkeit (pro),
. reitschule (contra),
. bettlertum&kriminalität (contra),
. minoritätenpolitik (contra),
. beruhigungszonen (contra) und
. oev statt pws (kontra).

was genau unter den beschlossenen eckwerten der wahlplattform 2008 verstanden werden soll, wird die leserbreifschreiberpartei in einem chat auf internet noch erarbeiten, daran teilnehmen kann jeder, der einen “bösen” leserbrief veröffentlicht hat. die stossrichtung wird aber jetzt im slogan „Aune andere s Gurli fiegge!“ klar.

kandidat engler hat zudem mitgeteilt, würde er gewählt, was er angesichts der total manipulierten medien in bern nicht erwarte, würde er nach dreieinhalb jahren zurücktreten. so könnte tschäppät 2012 als stapi erneut abgewählt werden. anders als die politiker der svp (“bis in den bundesrat!”) lebe er nämlich nicht für eine politische karriere. wiederkandidieren würde er aber, solange es auch nur einen machtgierigen, unehrlichen und bürgerfernen politiker gäbe, die nur auf den eigenen vorteil ausgerichtet sei (“zukunftsgerichtet politisieren”).

erste reaktionen skeptisch

in ersten reaktionen hat sich vor allem grossrat thomas fuchs, sonst in allen themen schlagfertig, hilflos gezeigt. bisher habe seine svp upe., der stets genau das geschrieben habe, was er vorausgesehen habe, blindlings unterstützen können. da er nun nicht mehr als journalistisches sprachrohr, sondern als politischer konkurrent auftrete, werde die partei an ihrer nächsten informellen retraite im berner tramdepot das weitere vorgehen diskutieren. die fdp findet das unkoordinierte vorpreschen der neu gegründeten leserbriefschreiberpartei gänzlich unnötig; es reiche wenn eine partei das jeweils vor den wahlen mache. die cvp wiederum wartet lieber auf den segen gottes, um mit seiner hilfe 2008 in den obersten berner politikhimmel aufzusteigen, als sich mit urs paul engeler, der sie in der vergangenheit nur gegeisselt habe, ins bett zu legen. müsste man so etwas beichten, würde man ja glatt rot werden; orange reiche da!

im rot-grünen lager wiederum lässt man ausrichten, dass man die “weltwoche” bisher negiert habe und das bei ihren populistischen exponenten auch in zukunft zu tun gedenke. darauf angesprochen, der berner bär sei interessiert, als hofnarr im wahlkampf die kandidatur von kollege engeler zu unterstützen, reagierten die parteispitzen aber ausgesprochen gereizt.
stadtwanderer

positiv auf die ankündigung von bls und upe. reagiert hat die freiheitspartei. sie plant, das letzte mitglied, das ihr geblieben ist, mit der aufstrebenden leserbriefpartei zu fusionieren, um tatkräftig die kandidatur engelers zu unterstützen.

kommt in scharen und belebt das thuner schloss!

der junge thuner mittelalter!verein hat auf das schloss geladen: am nachmittag gab es tänze aus vergangener zeit, am abend war dann der rittersaal voll von leuten, die zum bankett strömten. ein glatter erfolg!


fotos: stadtwanderer, anclickbar

der solothurner andreas rutschmann gilt allgemein als grosser verführer und spezialist mittelalterlicher tänze. und er zog auch die thuner und thunerinnen in seinen bann: 60 gäste hatten sich gemeldet, um sich in tänze wie rimpferei, à la entrada, gimpelgampel, manfredina&rotta oder rolda einführen zu lassen. gefreut haben sie sich, durch einen so gekonnten meister seiner kunst eingeführt zu werden. nicht wenige von ihnen wurden nach dem vierstündigen kurs erschöpft im schloss gesichtet, um sich an der frühlingshaften abendsonne zu erholen!

derweil kämpfte der ganze vorstand des thuner mittelalter!vereins unter der mustergültigen führung des ritters christian folini mit den tücken der logistik. geschirr, besteck und essen für die 130 angemeldeten interessentInnen ihrer ersten mittelalter!veranstaltung des jahres mussten die unendlich vielen schlosstreppen hochgetragen werden. nur eine stunde hatte man zeit, die kulisse von der tanzbühne zum bankett umzugestalten. mit bravour bestanden, kann man da nur sagen! selbst unvorhergesehenes wie die fehlenden 130 teller wurden mit improvisationsgabe und unterstützung aus den thuner freienhof im nu bewältigt!


fotos: königin berta, anclickbar

das fünf-gang-menue war reichhaltig. es reichte von einer gemüsesuppe mit kastanien über fisch im eingedickten grünen traubensaft. höhepunkt war ein gefülltes poulet mit zwetschgen und pilzen, gefolgt von gefaltetem frischkäse, und abgerundet wurde der schmaus durch einen pudding mit waldfrüchten und ingwer. natürlich tönt das in mittelalterlichem französisch noch viel besser als auf deutsch! aber es war auch so schmackhaft und zeigte einem sinnlich, dass nicht alles ganz anders war zu dem, was man heute kennt.

der service war wunderbar: der mundschenk goss reichlich wein nach, schenkte perfekt weissbier ein, und verköstigte einen auch mit wasser und apfelsaft. und das schlossgesinde, mit kopftuch und blauem rock oder im schwarzen gothInnen-look, bediente die grosse gesellschaft, wie wenn man das immer schon gemacht hätte.

die bunt zusammengewürfelte gästeschar aus thun und anderswo war hoch zufrieden. das schloss war bevölkert und belebt. frau schlossmuseumsdirektorin, lilian raselli, und schlossstiftungsratspräsident, hans kelterborn, waren am ehrentisch begeisterte teilnehmerInnen; – ein gutes omen für das vorgesehene grossen mittelalterfest auf dem schlossberg von 7. juni 2008.


fotos: königin berta, anclickbar

als vorgeschmack dazu gabs an diesem abend schon mal zahlriche darbietungen: tänze, die am nachmittag eingeübt worden waren, wurden aufgeführt bis der schlossboden bebte; mittelalterliche musik, die einen mitriss, ertönte im ganzen rittersaal, und eine prachtvoll vorgetragene parzival-lesung sorgten für ein südliches ambiente wie zu zeiten der troubadoure.

da konnten natürlich ein paar worte des thuner schultheissen alias berner stadtwanderer nicht fehlen. für alle, die den gelungenen, angeregten abend verpasst haben, hier seine ode an seine königin berta in exenso!

stadtwanderer

Königin Berta, die erste Frau aus der Schweiz, die eine grosse historische Tat vollbracht hat

mit euren favoriten unterwegs (märz 2007)

das sprengt den bisherigen rahmen! nach eine kleinen zwischenflaute ist der stadtwanderer gefragt wie nie zuvor. er sprengt jeden rahmen: 30 prozent wachstum nur schon im letzten monat.


den rahmen sprengen! (foto: stadtwanderer, anclickbar)

auch wenn es mich freut, langsam aber sicher wird mir das ganze unheimlich, denn wo nehmt ihr nur die zeit her, das alles zu lesen? ich komm ja fast nicht nach mit schreiben …

den rahmen gesprengt haben im märz 2007 die nachstehenden rubriken und beiträge!

top-rubriken

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geschichte allgemein, geschichten

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politik, politisches leben, politische themen, politische personen, politische kultur

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alltag, leben heute

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organisierte stadt/land wanderungen von mir

9. burgund/bourgogne/burgundia 500 direktviews
burgund, bourgogne, burgundia, burgund in der schweiz

10. europa 464 direktviews
europa, geschichte, politik, kultur

top-beiträge

1. mit meinen neuen favoriten unterwegs (oktober 2006) 1158 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

2. der berühmteste berner, der heute geburtstag h… 190 direktviews
bern, persönlichkeit, ferdinand hodler

3. schnelle kommunikationswelt 171 direktviews
blogosphäre, kommunikation, aktualität

4. graffiti-city 162 direktviews
bern, graffiti, streeart, mein heimweg

5. friedrich barbarossa – der wirklich deutsche kaiser 152 direktviews
heiliges römisches reich, kaiser, friedrich barbarossa, glosse

6. deiss und die pitbulls aller art aus der stadtwandereroptik 149 direktviews
bern, politik, alltag, pitbull, bull shit, stadtwandern unter erschwerten umständen

7. herzklopfen! 128 direktviews
mein leben, stadtwanderer im tages anzeiger, swiss press blog, blogoshäre

8. ich bin begonnen! 108 direktviews
in eigener sache, stadtwanderer blog wird jährig

9. schräge vögel 99 direktviews
mein eigener geburtstag nicht ganz hundert

10. auf zum nächsten geschichtstag 97 direktviews
geschichte geschichtsvermittlung bern universität

natürlich ist die nutzung in diesem monat stark beeinflusst worden durch die berichterstattung im tagi, die der stadtwanderer erfahren hat. dahinter stecken die eigentlichen sprengmeister!

stadtwanderer

nie mehr grau

jürg ist tot. ein freund ist von uns gegangen. nicht freiwillig, aber für immer. ohne grosse worte, aber nicht ohne botschaft!


veränderungen im zürcher stadtbild, die ihren anfang bei jürg grau haben (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

der stadtmensch

jürg grau habe ich erst vor einigen jahren persönlich kennen gelernt. wir waren eingeladen, bei seiner zweiten ehefrau, charlotte, von der eher einige jahre getrennt gelebt hatte. sie arbeitete in bern, und sie stellte uns ihren jürg, der zu ihr zurückgekehrt war, bei einem fulminanten persischen essen vor.

jürg war ein ebenso fulminanter erzähler. über vieles, was das leben bewegte, konnte er reden. vor allem über städte. da kannte er sich auch besonders gut aus, – egal, ob er sie erfand, zeichnerisch plante, im computer simulierte oder selber besuchte.

als jürg 60 und charlotte 50 wurden, lud ich beide in meine städte ein. der stadtwanderer wollte ihnen die romandie zeigen und das burgund vermitteln. zwei tage waren wir ohne unterbruch unterwegs. wir überblicktem das seeland vom untergegangenen oppidum auf dem mont vully aus. wir spürten römischem erbe in avenches nach. wir erkundeten die enge der kleinststadt romainmôtier. wir stand mitten in payernes kloster. wir staunten hoch über cudrefin. wir vermassen murten mit schritten, und wir waren in grandson geschichte wandern.

wir haben gemeinssam gesehen, wie sich kultur entwickelte, wie migration alles veränderte, wie das erbe überdauerte, wie es zu neuem leben erweckt wurde, und wie welsche stadtkultur eine basis des eidgenössischen bewusstseins wurde. charlotte und jürg haben mir diese reise vielmals gedankt. ein herrliches buch über burgund in der schweiz ist aus ihren händen entstanden, das fotos und texte zum persönlich erlebten sprechen lässt.

anders als ich, der nur der vergangenheit etwas voraus hat, war jürg stets seiner gegenwart voraus. die heutigen städte faszinierten und nervten ihn. ändern wollte sie der zürcher stadtplaner. der öffentliche raum sollte wieder mit leben erfüllt werden. aber nicht mehr so wie im mittelalter, sondern so, wie in der postmoderne.

zuerst bremste jürg den autoverkehr mit schwellen, und dann verschönerte er plätze mit pyramiden oder lichtspielen. das alles weiss man, wenn man zürich kennt, und wenn man jürg kannte. doch wenn er an einem sonntag sagte, ich zeige euch jetzt zürich, wenn er von seinem zürich sprach, war er unübertrefflich: denn jenen winkel dieser stadt kannte er, jede strasse war ihm vertaut, und zu jedem platz wusste er eine geschichte. unterirdisch und in luftiger höhe.

auf dem „uezgi“, dem ütliberg, erzählte jürg gerne von stallikon, der ersten zürcher siedlung für verdichtetes bauen, die man vom turm aus sehen konnte. als architekt hatte er da mitgewirkt, und selber hatte er mit seiner familie eines der pionierhäuser bewohnt. ausgerechnet in hinterkappelen, wo ich heute wohne, hatte er die neue bauweise in der praxis studiert. sofort war ihm klar, dass das eine zukunftsform sein würde, um sinnvoll mit räumen, land und menschen umzugehen. „check it out“, könnte damals auf seinem t-shirt gestanden haben, und vor unserem haus hat er sicher schon damals gesagt: „das wird de plausch!“ so war er!

der lebenskünstler

doch jürg war kein sprücheklopfer. er war ein künstler, ein vielseitiger lebenskünstler. erst sehr spät begriff ich, wo ich ihm schon überall begegnet war, bevor ich ihn kennen gelernt hatte: in der reprise von kurt frühs fernsehfilm „oberstadtgass“, wo der 12jährige jürg mit „mäni“ eine hauptrolle spielte. oder in jazzkonzerten, die ich mit irene schweizer, pierre favre und alexander von schlippenbach, organisiert hatte, mit denen der jazzer grau gerne experimentierte.

jürg war leidenschaftlicher trompeter. selber gelernt, und zur meisteschaft gebracht, könnte man sein musikalisches treiben zusammenfassen. und: je kleiner sein instrument war, um so quirrliger verzauberte er dich damit. frank zappa war sein vorbild, vor und nachdem er ihn in den usa getroffen hatte. ganze generationen von zürcher musikerInnen hat er mit dieser faszination inspiriert. „Vaterfigur der Jazzszene“ umschreibt der zürcher tages-anzeiger das in seinem nachruf.

je später der abend war, umso ausgelassener wurde jürgs spiel meist. und es konnte spät, sehr spät werden. nicht jedes mal konnte ich ihm bis ans ende folgen. einmal, es war spät geworden und wir hatten ein wenig getrunken, musste ich andern tags früh auf, um arbeiten zu gehen. er war noch früher auf, und er bediente mich, seine katzen schon um sich, mit herrlichem morgentee. ich konnte erst stammeln, etwas vom haus der maschinenindustrie murmeln, wohin ich hin musste. doch jürg war schon wieder voll unglaublicher energie, erzählte, wie er, als man das haus baute, sein praktikum als student auf dem kran dieser baustelle absolvierte. das inspirierte mich für mein referat zur baustelle europa, über die ich aus schweizer sicht eben in diesem haus meine ausführungen machen sollte.

der verstorbene

jetzt ist jürgs lebensenergie an ihr ende gekommen. so viel hat er allen davon verschenkt, möchte man sagen, dass sie ihm plötzlich fehlte „es ist unfair“, hat seine frau chrlotte ihm im abschiedsbrief geschrieben und damit ausgedrückt, was alle empfinden. als ihm sein job nicht mehr gefiel, liess er sich vorzeitig pensionieren, um neue plätze für die musik zu schaffen, die er noch im bauch hatte. nur wenige tage nach dem wechsel in den neue lebensabschnitt erfuhr er, wie schwer krank er schon war. und nur ein halbes jahr danach hat ihn diese krankheit besiegt.

als wir ahnend, aber unvermittelt davon erfuhren, sind wir ohne lange worte ins schweizerische burgund gefahren, dorthin, wo wir einst jürgs und charlottes geburtstage fröhlich gefeiert haben. doch jetzt waren wir wir tief bewegt und elendiglich traurig. in hauterive haben wir angehalten, in der kirche eine öllampe angezündet, und sind wir ganz still geworden.

viele leute, sehr viele sind gekommen, um sich auf dem zürcher sihlfeld persönlich von jürg grau zu verabschieden, einen brief zu lesen, ein klagelied zu singen oder ihm ein letztes mal zu danken. elmar ledergerber, der stadtpräsident, der freund, verabschiedete jürg würdig von der gemeinde.

nie mehr grau, ist die bleibende botschaft des farbenreichen menschen, der mit uns lebte und von uns gehen musste.

stadtwanderer

das stadtbild des täxelers

da könnte übermorgen schon mal die post abgehen: die unabhängigen berner täxeler wollen streiken!


rollentausch in bern: das taxigewerbe will streiken, weil die (ehemalige) gewerkschafterin und grüne politikerin die privilegie gewisser verkehrtsteilnehmerInnen verteidige …

ich habe das plakat am sonntag entdeckt und fotografiert. und ich bin beim nächstbesten taxifahrer gleich eingestiegen.

ob ich mich für das plakat interessiere, wolle der herr am steuer wissen. ja, gab ich zur antwort, wegen dem warnstreik, … ich würde aber nicht verstehen warum!

da gings gleich los: einige täxeler, die unerkannt bleiben wollten, hätten zum warnstreik aufgerufen. man habe die nase voll, von der gewerbepolizei. seit der bahnhofplatz umgebaut werden, gäbe es fast keine standplätze mehr. und wenn der umbau einmal fertig sei, werde es für sie noch schlimmer.

ich stutze, kanns fast nicht glauben. auf dem plakat steht doch, dass der kunde wählen dürfe. der vorderste in der reihe sei nicht mehr der erste, den man nehmen müsse. das sei doch gut, belebe das geschäft. einmal würde die konkurrenz die preise kontrollieren, und wenn jemand ein taxi von hinten privilegiert, wird er sicher auch trinkgeld geben.

jajaja, das kenne man, die regelung gelte schon seit 1994, werde aber kaum beachtet. darüber würde man sich nicht aufregen. was am donnerstag geschehe sei unklar. die grossen gesellschaften seien still, halt mit der stadt verbandelt. aber im kleinholz brodle es; alles nur wegen der rytz. die grüne habe nur eines vor augen: den privatverkehr zu blockieren!

ich stutze erneut, stelle fest, dass es zu viele leute in der stadt gäbe. der pendlerstrom sei so gross wie nirgends für den platz, der zur verfügung stehe. am morgen, wenn man bei der welle sei, könne man kaum mehr gegen den strom schwimmen, so dicht sei die menschentraube.

neineinein, hält mein chauffeur dagegen. das kleemuseum sei ausserhalb der stadt und locke die leute weg. die einkaufszentren würde überall augebautstehen, drückten aber die geschäfte im zentrum. und wenn brünnen einmal fertig sei, werde es gar niemanden mehr in der stadt haben, ausser den paar japanischen touristen!

fast schon will ich wieder stutzen … doch habe ich keine chance, denn ich werde weiter eingedeckt mit dem stadtbild aus taxisicht!

an allem sei der tschäppat schuld, weiss mein gegenüber. sein vater habe noch etwas bewegt. jetzt aber würde alles still stehen! den “weltwoche”-artikel habe er gelesen. die stadt sei pleite und mache gute miene zum schlechten spiel. vielleicht sei er schon scharf geschrieben gewesen. gesessen sei aber die botschaft. das hätten auch die leserbriefe gezeigt. 95 prozent gleicher meinung …

wir kommen an. ich möchte zahlen! den preis finde ich happig, trinkgelder wird keine geben. doch das ist gar nicht das thema. denn ich werde weiter bombardiert: nur fussgänger, velofahrer und öv würden in bern zählen, deshalb wolle man die am donnerstag stören.

pahh, da bin ich mal gespannt. fehlt nur noch, dass auch die stadtwanderer auf den index der erbosten taxisfahrer gesetzt und gestört werden. à suivre.

stadtwanderer

die erleuchtete stadt der vergangenen nacht

einmal im jahr ist berner museumsnacht. alles, was vergangenes ausstellt, öffnet sich für einen langen abend. egal, ob es ein wirkliches museum ist, eine bibliothek oder ein ausstellungsraum: nie sind die berner denk-mäler so im schwang wie in dieser ge-denk-nacht.


berner museumsnacht 2007: wo vergangenheit und gegenwart einander beleuchten, erscheint die stadt in ungewohntem licht (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

1730 erlacherhof

ich bin ja bärnfän geworden. 32 von ihnen waren in der museumsnacht im erlacherhof zum apéro geladen. „toll“, dass man den botschafterInnen der stadt so aktiv dankt, sagte ich! doch der angekündigte stadtpräsident liess auf sich warten; eine andere rede zur eröffnung des events auf dem bundesplatz („zeltmission“) hatte ihn aufgehalten. die chips im erlacherhof sind nicht schlecht, der weisswein auch nicht. und dann, endlich, kommt er alex tschäppät, doch noch, – immer noch etwas gezeichnet von den grossflächigen medialen angriffen auf seine stadt (und seine person), die er im „bund“ ebenso grossflächig pariert hat. er begrüsst uns alle, und unterhält sich mit den meisten. den stadtwanderer ehrt er besonders: „wohnsch du do?“, fragt er, und am liebsten möchte der befragte antworten: „typisch diese frage“, denn die antwort lautet: „nein, ich arbeite hier!“ doch der stapi geht gleich zur überraschenden tat über: er zieht aus der linken zaubertasche eine plakette zur „euro2008“ hervor, die er dem stadtwanderer überreicht. geehrt als ritter der fussballeuropas. sicherheitshalber will alex noch wissen: „hesch gärn tschutte?“, die antwort würde lauten …

1830 kornhauskeller

das forum im kornahauskeller überlebt, hat man diese woche gelesen; finanziell gestutzt, aber nicht abgeschafft wurde es. und es feiert mit viel grün an der fassade und wenig kunst in den ausstellungsräumen. eine performance zum lavabo läuft: lavabeau, lavabelle, laverboy, lavergirl … der stadtwanderer wird sofort erkannt. ein entspannter achille casanova, begleitet von seiner frau, der frühere regierungssprecher der schweizerischen eidgenossenschaft, ruht sich in den tiefliegenden stühlen im hochtrabenden raum aus. ein kleiner schwatz entsteht, denn ich gratuliere ihm zum neuen job als ombudsmann, – an der berner gerechtigkeitsgasse! am besten gefällt mir seinen firmenschild: man muss förmlich wissen, wo es ist, dass man es sieht; denn sonst würde man den winzling glatt übersehen. der ombudsmann selber hat viel arbeit, auch wegen dem stadtwanderer. jüngst musste er gar stellung nehmen, ob die srg schleichwerbung für seine firma mache. “nein”, war seine antwort! danke sage ich, und die begründung war die beste werbung für mich …

1930 militärbibliothek

die buslinie „grün“ finden wir nicht, trotz mustergültiger organisation des städtischen busse. Es hat einfach zu viele passantInnen in dieser nacht. also fahren wir privat an den guisanplatz, die eidgenössische militärbibliothek besuchen. die macht heuer einen auf junge (offiziers)familien: alibaba und die letzten 40 trompeter, orientexpress mit modelleisenbahn für den vater, sowie bellidancing für die mutter. Klar herr der lage ist dr. jürg stüssi-lauterburg, ein begnadeter redner. wenn er von schlachten erzählt, überlebt selten ein zuhörer sein stakato. wir sind also gewarnt: es geht um den berner staatsschatz, und wie ihn napoléon in ägypten ausgegeben habe. nicht klar wird, ob der vortragende schneller bilder auf dem hellraumprojektor („militärpädagogik 68“) oder wörter in seinem mund (“armeereform XXI”) ersetzt. ich fasse ebenso schnell den vortrag zusammen: napoléon – bild – raub – bild – aegypten – bild – eingekesselt – bild – flucht auf dem land – bild – st. joseph d’acon – bild – erste niederlage des generals – bild – absetzung napoléons von den truppen – bild – sturz des direktoriums in paris – bild – das schicksal nimmt seinen lauf – applaus! nationalrat bernhard hess, von den schwizer demokraten, grad neben dem stadtwanderer sitzend, applaudiert, wie alle andern auch. doch erst in den fussnoten vernimmt man, dass der berner staatsschatz nicht nach paris abgeschleppt, sondern teilweise in le locle eingeschmolzen, und zum anderen teil zur bezahlung der franzosentruppen in bern verwendet wurde. wirtschaftsförderung also! und was übrig blieb, diente schliess gar als erster staatsschatz des jungen kantons bern. “nix aegypten”, title ich; und: da ist man ein kamel, wenn man alles glaubt, was einem immer wieder erzählt wird. übrigens stüss-lauterburg hatte an diesem abend zwei kamele eingekauft, die aber nicht gekommen waren. die wiedergeburt der kamellerie der schweizer armee muss also erneut verschoben werden! Ich nehme dafür das militärkochbuch 74, das in rauen mengen aufliegt, als gültige erinnerung mit …

2030 restaurant kirchenfeld

kochbuch war das stichwort, das uns nun beschäftigte: ein nachtessen war angesagt. Wir fahren zurück in die stadt, und wollen im restaurant kirchenfeld zuschlagen. plätze hat es fast keine mehr, denn tout berne sitzt schon da. ich begrüsse urs hadorn, den früheren vize des bundesamtes für flüchtlinge, am tisch nebenan freundlich. selber werden wir spätestens um 2130 unfreundlich, und fragen, wo das essen bleibt. „es chunnt“, sagt der lehrling. wenig später bringt er mal nicht bestelltes zitronenglace – als „zwischengang“ – um die herr- und frauschaften zu beruhigen. das kirchenfeldkotelett, das dann doch noch folgt, ist wunderbar geräuchert und hervorragend angerichtet. schade, es wäre sich auch zur zeit lecker gewesen! aber eben, es war tout berne da, und das sind seit dem fall des ancien régimes auch immer mehr …

2230 historisches museum

herrlich, wie das historische museum in den nachfarben leuchtet. tiefschwarz ist es zwischenzeitlich am himmel, schneeweiss bedeckt ist der garten, und gelb-rot-grün beleuchtet ist der prachtsbau aus der vorletzten jahrhundertwende. drinnen hats unmengen staunende. um sich die organisation aus früheren jahren zu verbessern, hats nun herolde, die alles ankündigen, was wo ausgeführt wird. sie tragen mittelalterliche kleider und mittelalterliche hüte, die sie vom jungen mittelalterdoktor christian folini, unserem ständigen begleiter an diesem abend, ausgeleiht bekommen haben. dafür bekam der gratiseintrittskarten, mit denen die stadtwandererei gleich überall unterwegs war: wunderbar, wie diese mittelalterliche naturalwirtschaft funktioniert! angesagt wird grad „law&order“. die justitia im original ist zu sehen. hans gieng hat sie im 16. jahrhundert geschaffen. um sie vor zerstörungen zu schützen, ist die sichtbare an der gerechtigkeitsgasse ja nur eine kopie. das orginal wird vom museumsführer minutiös beschrieben: die binde, die waage und das schwert, werden einzeln seziert. speziell sind die vier köpfe zu ihren füssen: die herrscher der zeiten, in denen die justitia geschaffen wurde: kaiser karl V. vom römischen reich, papst pius II. vom himmlischen reich, und sultan süleiman der prächtige vom osamanischen reich. nur bei der vierten person vertut sich unser sprecher, wie es für berner üblich ist. Statt den deutschen könig ferdinand I. einzuführen, macht er aus dem mann mit dem szepter in der hand schon mal hans-franz nägeli, den berner schultheissen von damals. die geschichtsforschung hat dies als irreführung des konservativen historiker max howald aus dem 19. jahrhundert aufgedeckt. Aber es fällt den konservatoren der vergangenheit schwer, das zu glauben …

2330 helvetiaplatz

phuuh, wir sind geschafft: so viele menschen, wie selten in bern, so viele museen, bibliotheken, denkmäler und promis, wie kaum einmal an einem abend, und eine so wunderbar erleuchtete stadt, die sich öffnete, wie nie zuvor, wird uns in den reichen eindrücken zur originellen museumsnacht 2007 in erinnerung bleiben, wo auch immer wir noch hingehen …

stadtwanderer

auf zum nächsten geschichtstag!

historikertage kennt die schweiz schon lange. geschichtstage dagegen sind neu. sie wollen, wie der erste davon in bern, die etwas antiquierte zunft öffnen, um wissenschaft und publikum einandern näher zu bringen. die erste austragung wurde durch das historische institut der universität bern betreut.


geschichtstage: für das publikum ein wenig licht in die vielfalt der geschichtswissenschaft bringen (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die geschichtswissenschafter heraus fordern

die grosse diskussion über geschichte macht gerade heute sinn. hermann lübbe, der altjunge provokateur unter den hiesigen professoren, nahm die historikerInnen auf dem podium beim kragen: geschichte boomt. es gehen mehr menschen einmal jährlich in eine museum als in ein fussballstadium! es sind mehr als 12 prozent der gebäude in den städten dem denkmalschutz unterstellt. und die bestsellerlisten der magazine sind mehr voll mit historischen sachbüchern. geschichte ist im schwang, weil die gegenwart sich so schnell ändert, diagnostiziert der emeritierte professor. je schneller sie das tut, um so schneller wird man selbst seiner eigenen gegenwart fremd. und je geschwinder dies geschehe, um so mehr brauche es geschichte, die kompensiere.

da platzte dem einen oder andern der rund 500 anwesenden historikerInnen an den geschichtstagen schon mal der kragen. psychotherapeutInnen einer neurotischen gegenwart mag man nicht sein. mindestens an einer kritischen diagnose der gegenwart arbeite man. besser noch ist man auf dem weg, eine theorie des geschehen und der geschichte zu entwickeln, so die antworten der 68er professoren und ihre älteren schützlingen. valentin gröbner, dem jungen österreicher mediävisten an der universität luzern, kam selbst das suspekt vor: historikerInnen müssten erzählen, aber nicht, um abstammungen aufzuzeigen, auch nicht um identitäten zu bilden, sondern um sich dem fremden per se zuzuwenden, das in der vergangenheit stecke. den geschichtsboom zu inspirieren, ist seiner meinung nach keine aufgabe der profession. ein mission habe man nicht; vielmehr soll sie fragen, was von dem, was ausserhalb der wissenschaft entstehe, wirklich stimme. historiker seien eher qualitätsprüfer, folgerte er, – und damit meist auch zuständig für die schlechte laune.

die neue diskussionskultur in der wissenschaft

klar besser gelaunt war ein abwesender. statt wie angekündigt, über die möglichkeiten der nationalgeschichtsschreibung in bern zu referieren, hielt der basler historiker mit europäischem esprit in berlin einen vortrag mit einem anderen titel. dennoch war er via basler anwesend, die seinen ungehaltenen vortrag gleichentags in einer sonderbeilage und in der vergangenheitsform nachlieferte. schade, muss man beifügen, die direkte debatte wäre fruchtbarer gewesen. das interesse am besagten workshop war nämlich ausgesprochen gross. ein mittelgrosser hörsaal, der weit über den letzten platz hinaus gefüllt, debattierte mit thomas maissen, dem kommenden star unter den schweizer historikern über die (un)möglichkeit, schweizer geschichte zu schreiben.

der stadtwanderer fragte sich, ob es während seines studiums in den 70er jahren in so einem atelier ausser einem einsamen freisinnigen historiker aus den burschenschaften überhaupt jemanden gehabt hätte. sicher ist er, dass kein linker historiker dagewesen wäre, – anders als heute, wo sie nicht mehr mit meistererzählungen von marc bloch oder eric hobsbawm brillieren können, sondern wieder lernen müssen. denn gefragt sind nicht mehr struktur und geschichte, sondern alltagsgeschichte, nicht mehr wirtschaft und gesellschaft, sondern kultur als erklärungsgrösse, und nicht mehr avantgardistischer klassenkampf via geschichte, sondern gebrauchsgeschichte.

das macht geschichtswissenschaft wieder interessanter. am ersten schweizer histo-tag mischten sich mehr frauen unter die männer, als dies an vergleichbaren veranstaltungen eine generation zuvor der fall gewesen wäre. und es sprachen sichtbar mehr schweizerInnen, die im ausland professorInnen sind, als es noch vor 10 jahren überhaupt denkbar gewesen wäre. selbst über nationalgeschichte der schweiz reden heute mehr deutsche und franzosen kompetent mit, als man meinen könnte. sie sind aber nicht mehr daran interessiert, wie es (scheinbar) war. vielmehr fragen sie, wieso es zu dieser oder jener art der nationalgeschichte kam. sie fordern fallstudien, die sich der selbstbeweihräucherung entziehen. denn sie wollen vergleichen, um die vielzahl der sonderfälle gerade in den nationalgeschichten systematisch hinterfragen zu können, um das besondere und das typische daran erkennen zu können.

gesteigerte geschichtsproduktion heute

es ist ausser frage: die historische forschung ist besser geworden. die profession produziert heute regelmässig eine vielzahl neuer werke, die nach geklärten datengrundlagen und methodischen verfahren entstehen. die reichhaltigen büchertische am berner geschichtstag bezeugen das: neue weltgeschichten und frische biographien stehen einem zu hauf zur verfügung. doktorarbeiten und wissenschaftlichen journale gibt es mehr denn je!

doch bleibt die fast schon bange frage: entwickelt sich die kunst der geschichtsvermittlung ebenso schnell wie die wissenschaft der geschichtsproduktion?

da zweifelt der stadtwanderer: habilitationsschriften von neuerdings 1000 seiten und mehr dürften wohl keine unfreiwillige leserInnen finden. workshops, die mit neuen methoden zu alten einsichten kommen, locken nicht mehr als ein paar insider an. und doktorandenkolloquien mit einem celebren sprecher aus paris, der für sich, aber nicht zum thema redet, begeistern an einem geschichtstag nicht. es ist augesprochen schade, dass dafür die geschichtsdidaktik immer noch fast ausschliesslich der „abteilung gymnasiallehrer/innen“ zugewiesen wird. dabei könnte alle von der erfahrung, wie man gute schulbücher produziert, fesselnde vorträge hält und virutelle foren des geschichtsinteresses bedient, am einem geschichtstag profitieren.


hauptgebäude der universität bern: austragungsort der ersten schweizerischen geschichtstage (foto: stadtwanderer, anclickbar)

vernachlässigte geschichtsvermittlung für morgen

auch wenn er auf dem podium unnötig rücksichtslos war, hermann lübbe hatte absolut recht: die geschichte darf nicht nur vom gschichtsboom reden, um mehr mittel beim schweizerischen nationalfonds zu verlangen. sie muss sich ihm direkt stellen. auch und gerade weil die nachfrage nach geschichte ausserhalb von akademien rasanter wächst als innerhalb. denn die frage nach der geschichte entsteht immer dann und immer dort, wo sich kulturen berühren und menschen, mit verschiedenen selbstverständnissen einander begegnen. denn sie müssen einander erzählen, wieso sie so geworden sind.

das wusste schon herodot, der vater der abendländischen geschichtsschreibung, der mit seinen erkundungen begann, als er aegypten und persien bereist hatte und sich danach in griechenland niederliess um zu fragen, weshalb sich seine kultur von der der andern unterschiede.

ich bin auch mit valentin gröbner einverstanden, auch wenn er sich auf demselben podium wie lübbe unnötig vorsichtig gab: der geschichtsboom entsteht, weil wir soviel reisen, virtuell und reell. er wächst eigengesetzlich, weil sich so viele menschen so zahlreiche neue welten erschliessen. über sie wollen wir mehr erfahren, um die differenz zu sich selber zu begreifen. zu wissen, was zu uns führt, ist die erste aufgabe der geschichte. zu merken, was uns fehlt, das andere haben, die zweite.

ich würde es schätzen, wenn sich die zweiten schweizerischen geschichtstage der schweizerischen gesellschaft für geschichte ganz der geschichtsvermittlung für den tourismus widmen würde. Workshops sollte er anbieten, bei denen ausländerInnen etwas über die schweiz im vergleich erfahren. ausländische historikerInnen sollten wiederum reiseberichte von schweizerinnen auf der ganzen welt diskutieren. und virtuelle ausflüge in die vergangenheit sollte er den teilnehmenden als erlebniswelt anbieten, um klar zu machen, was sich wann, wo und warum seither verändert hat.

eine beredete stadtwanderung am geschichtstag zu albrecht von haller ist dabei ein kleiner anfang. von jedem teilnehmer, von jeder teilnehmerin des nächsten geschichtstages sollte man ein solches angebot für die kollegInnen erwarten, – vorbei an lokalen museen, denkmalgeschützten häusern und kiosken prall voll mit populärmagazine zum geschichtsboom. nicht besserwisserisch kritisiert, sondern mit erhellenden kommentaren inspiriert werden sollte dieser welle!

stadtwanderer

ps:
heute ist museumsnacht in bern: berner museumsnacht

schräge vögel

meine lieben!

12 besondere tage liegen hinter uns, an denen gleich mehrfach mein 50. geburtstag gefeiert wurde. berufliche umstände – wie könnte es anders sein: eine volksabstimmung – haben es verhindert, alles, was ich wollte an einem wochenende zu feiern.


abschlussgeschenk vom schrägen vogel für den schrägen vogel (foto: stadtwanderer, anclickbar)

deshalb habe mit interessierten die vox-tagung realisiert und mit meinen mitarbeitenden und kunden am 6. märz im berner bellevue ein kräftiges apéro eingenommen, bin ich mit meiner liebsten am 14. märz in salins-les-bains wandern und baden gegangen, und habe ich heute mit familie und freunden im löwen in illiswil getafelt. meinen kollegen auf den blogs habe ich das eine oder andere über meinen geburtstag in die berichte und kommentare einfliessen lassen, und in der tat haben es zahlreiche auch gemerkt und mir auf neuzeitliche art und weise gratuliert.

allen, die mich in diesen tagen beglückt und beschert haben, sei hier nochmals von ganzem herzen gedankt:

. den referentInnen an der vox-fachtagung, speziell annemarie huber-hotz, der (scheidenden) bundeskanzlerin, aus deren hand ich schon mal das bundeshaus (in fotografischer form) überreicht erhalten habe,
. iwan rickenbacher, der am apéro die formidable laudatio auf mein (bisheriges) wirken als politikwissenschafter und stadtwanderer hielt,
. meinen mitarbeiterInnen, die mich nach aachen in die weiterbildung schicken und, um mich nicht zu vergessen, auf wikipedia verewigt haben,
. meiner familie und meinen freunden, die meine grossen lücken in der fotografischen biografie der letzten 50 jahre kräftig gefüllt haben, ganz speziell natürlich meinen eltern claire und pierre longchamp für die kreation des stadtwanderer-weins!

ihr habt mich alle mit wissen und witz beschrieben und mit schalk und zuneigung charakterisiert. es war wunderbar!

doch keine(r) hat mich so originell gewürdigt, wie baro, meine ornithologin, die mich mit ihrem langzeitprojekt genau und streng beobachtet und und fast überall hin begleitet. bei ihrem bestimmungsversuch ist sie auf ihr vorläufig endgültiges ergebnis gekommen, wer ich bin: ein schräger vogel!

da kann ich nur sagen: voll getroffen! und ich verspreche euch und allen: ich fliege nicht so schnell davon, wie sich das einige wünschen. ich bleibe, ich schufte, ich wandere und ich lebe gerne mich euch!

stadtwanderer

330 gramm salz je liter

salins-les-bains hiess im bis vor kurzem noch salins-du-jura. nicht zum baden ging man in die burgundische kleinstadt. man zog dorthin, um salz des lebens, das man der erde abgewonnen hatte, zu kaufen.


kathedrale der industrialisierung: impressionen aus dem stillgelegten salzbergwerk von salins-les-bains (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das salz des lebens

heute lohnt sich der salzabbau in salins ökonomisch nicht mehr. man verwendet das reichhaltige salz im wasser für die strassendusche. richtig! in salins-les-bains salzt man im winter nicht, um sie vor dem frost zu schützen. man dutscht sie mit dem salzwasser aus den salinen. 330 gramm pro liter sind drin.

im mittelalter war salins-du-jura d e r salzort. 523 wird es in den fränkischen quellen erstmals erwähnt. im hochmittelalter kamen verschiedene burgundische grössen aus salins-du-jura. bis 6000 einwohnerInnen zählte die stadt, hinter besançon und dôle die dritte stadt in der freigrafschaft. 800 davon waren direkt in den salinen beschäftigt. wenige unter tags, die meisten in den hütten, wo man das salz vom wasser trennte. 17 kirchliche orden zählte die stadt in ihren besten zeiten, und alle waren sie nutzniesser der salzproduktion.

die salzstadt selber war eine stadt in der stadt des salzes. mit eigenem eingangstor, das nur von der stadt erreichbar war. und mit eigenen wehrtürmen und mauern, welche das kostbare gut sichern sollten. damit das begehrte salz nicht gestohlen wurde, formte man es vor dem verkauf in barren zu 20 kilo.

salz war immer auch ein zahlungsmittel. die angestellten sind auf französisch bis heute die salaries. denn wo das münzgeld knapp war, entlöhnte man seine mitarbeiter mit salz, dem weissen gold.

für das leben war es zu allen zeiten unersetzlich: es liefert nötige mineralstoffe für den alltag. er verbessert die speisen, und es wurde als heilmittel gebraucht. das alles gilt bis heute. und es galt, sei man salz kannte.

das salz der erde

der salzhandel war häufig alles bestimmend. das machte die jura-westseite immer interessant. das meer reichte vor 2 millionen jahren hierhin. ss lagerte bei seinen gezeiten salz am fusse des gebirges ab. 40 meter dick ist die schicht in salins. aber 246 meter unter mehr. Das machte die produktion schon früh zu einem unternehmen.

wer in die salinen hinabsteigt, bekommt die kathedralen der industrialisierung zu sehen. die kammer unter tags gleiches einer riesigen romanischen kirche. grober stein, langes schiff, apsis und gewölbe alles findet sich heute noch. nur hat hat es eine dicke schicht schuttablagerung, denn seite 45 jahren wird die anlage kaum mehr gebraucht. 10 meter über dem boden kann man aber aber den mehr als 200 meter lange, gelb erleuchteten gang begehen.

übertags wurde das salz in vier riesigen pfannen gewonnen. eine davon ist heute noch zu sehen. in drei jahren soll sie ganz renoviert sein. das arbeiten hier muss nicht einfach gewesen sein. untertags 12 grad im maximum, übertags 50 grad im minimum. das brauchte enorm viel holz, das man nicht hatte. deshalb baute man einen 21 kilometer langen holzkanal nach arc-et-senens hinter, wo die wälder zahlreicher war, und liess das salzwasser dort verarbeiten.

das salz des verkehrs

salins-du-jura lag im mittelalter an der zentralen strassse von den lombardischen in die flandrischen städte. die zentrale verkehrsachse seit dem hochmittelalter ging über den grossen st. bernhard, den joungepasse, über pontarlier, salins-du-jura, dijon hinaus bis nach brügge. st. maurice d’agaune, unser st. maurice im wallis war an dieser strasse bestimmend. so ist eine der zentralen kirchen bis heute nach dem heiligen aus dem wallis benannt. und sie ist im gleichen stil gebaut.

dass die strasse nicht händler, sondern und plünderer anzog, ist bekannt. deshalb war salins stets schwer bewacht. zwei burgen über den beiden hügeln, welche das offene tal der furieuse auf das plateau zum jura hin bilden, überragen heute noch die szenerie.

eine veritable stadt ist salins-les-bains heute nicht mehr. 3000 menschen mögen hier noch leben. bandstadt nennt man die siedlung heute auf französisch; auf deutsch würde man fast strassendorf risikieren. das salz aber ist seinem namen gerecht geblieben. es ist das salz des alltags, das hier allgegenwärtig geblieben ist. wer hier spazieren geht, erlebt eine wunderbar entspannte atmosphäre. es ist so, wie wenn die leute täglich aus ihrem salzbad entsteigen würden und gelöst ihren beschäftigungen nachgehen.

der richtige ort, um seinen runden geburtstag zu feiern!

stadtwanderer

ps:
st. maurice der gegenwart holte mich bei der lektüre der einzigen zeitung während meiner kurzferien ein. zu lesen war unter im blog-verrückten frankreich, dass unser kommunikations- und verkehrsminister maurice leuenberger sich der grossen gemeinde der individuellen kommentatoren des öffentlichen lebens in der blogsphäre angeschlossen hat! chapeau, moritz!

der berühmteste berner, der heute geburtstag h..

..ätte, ist natürlich ferdinand hodler, der schweizer “nationalmaler”!


selbstbildnis von ferdinand hodler (1853-1918)

die europäische karriere

hodler war schon über 30, als er begann eigene bilder zu malen. nach ersten einzelausstellungen in genf und bern, kam mit 35 der durchbruch: frisch mit bertha stucki verheiratet, malte er “die nacht”, – ein bild, das als sittenwidrig gebrandmarkt wurde und für einen handfesten skandal schon vor der ausstellung sorgte. doch der ebnete hodler den weg nach paris. 1900 wurden drei seiner werke auf der weltausstellung mit der goldmedaille ausgezeichnet. der aufstieg, vor allem in deutschland, war nun unaufhaltsam. grossflächige bilder für universitäten, rathäuser und andere repräsentativbauten entstanden und machten den schweizer zu einem der gefragtesten maler in ganz europa. doch das ende hodlers in deutschland kam jäh: nach dem kriegsausbruch 1914 unterschrieb er einen prostestbrief gegen die bombardierung der kathedrale von reims, worauf er in deutschland selbst in künstlerkreisen als franzosenfreund gemieden wurde.

der schweizer aus bern

ferdinand hodler, der in bern in ärmlichen verhältnissen aufgewachsen und in der matte zur schule gegangen war, wurde schon mit 14 vollwaise. mit 12 hatte er die werkstatt seines alkoholkranken stiefvaters übernommen. der war dekorationsmaler, und als ältestes kind hat ferdinand für seine geschwister zu sorgen. bern verliess er mit 18 richtung genf, um mit der auftragsmalerei, die er vorerst betrieb, geld zu verdienen.

die anerkennung als künstler in der schweiz, kam erst spät: mit 61 wurde hodler ehrendoktor der universität basel, und mit 63 nahm er eine professur an der genfer ecole des beaux-arts an. mit 65jährig verstarb er daselbst, kurz nachdem ihm die ehrenbürgerschaft der stadt genf erteilt worden war. die letzten jahre seines schaffens waren durch den nahenden tod seiner geliebten valentine godé-darel bestimmt. damti schloss hodler den bogen ab, den er als maler behandelt hat: mensch und natur, liebe und tod.

der maler seiner selbst und seiner zeit

immer wieder beschäftigte sich hodler in seinen werken auch mit sich selber. selbst in seinem landesweit bekannten “wilhlem tell” sehen kunstkritiker bis heute ein stilisiertes selbstbildnis mit einem starken bekenntnis zu seiner heimat.


ferdinand hodlers wilhelm tell von 1897

bilder wie dieses haben ihm denn auch den ruf des nationalmaleres des jungen bundesstaates eingetragen. erstanden ist es für einen wettbewerb des landesmuseums in zürich. frei von jedem unnötigen beiwerk kommt hodlers tell als machtvolle personifikation des schweizerischen selbstbehauptungswillens direkt aus den bergen, erhebt die hand, um allem unschweizerischem halt zu gebieten, und präsentiert er die armbrust, das markenzeichen der schweiz, als sichtbare androhung von massnahmen. sicher traf hodler damit das selbstverständnis der schweiz auf dem weg zur nationenbildung, die mit dem burgfrieden zwischen reformierten und katholiken in den 1890er jahren ihren höhepunkt erreichte, und den kampfbeginn der bürgerlichen gegen die arbeiterschaft markierte.


ferdinand hodlers “holzfäller” von 1911

heute stösst man am häufigsten auf hodlers holzfäller. christoph blocher lässt sich gerne vor dem bild ablichten. manchmal weiss man nicht, wie die fotografen das wikrlich gemeint haben: als verbindung zur tradition des monumentalen und nationalen, die in hodlers und blochers schaffen vorkommt, oder aber als anspielung darauf, dass man blocher mit dem beil umlegen sollte? wie auch immer: für die politische werbung generell ist hodlers holzfäller schon fast unverzichtbar geworden. man kann ihn einsetzen, wenn es darum geht, die probleme an der wurzel anpacken, aber auch den kahlschlag der anderen zu verhindern. 1911 war das bild auf den noten der jungen nationalbank, und als deren goldreserven 2006 via kosa-volksinitiative von links weg von den kantonen in die ahv gelenkt werden sollten, war es das hauptsujet der nein-kampagne. selbst auf meinen fotoblog hat es das bild gebracht: “mit voller wucht” als titel!

der geburtstag am 14. märz …

was hodler dazu alles gesagt hätte? ich weiss es nicht, denn er wäre heute 154 geworden, 104 mehr als ich werde!

stadtwanderer

herzklopfen!

das war der tag des stadtwanderers: zuerst kommt die frohe botschaft von “swissblogpress”, und dann doppelte auch der “tages-anzeiger” mit einem artikel zu meinem blog nach! mein herz klopft vor aufregung …


quelle: flickr/carovald

herzklopfen zum ersten …

ich wollte ja schon lange mitglied werden von swissblogpress. das wird ja so zu einem gütesiegel für die blogs hierzulande. bei meinem ersten bewerbungsschreiben haben die mich glatt weg als zu jung taxiert. nun hat es aber geklappt:

“Der Vorstand hat in den letzten Tagen die rund 30 Blogs anhand der in den Vereinsstatuten festgehaltenen Kriterien geprüft und den bestehenden Mitgliedern von spb einen Vorschlag über die Aufnahme neuer Blogs unterbreitet. Alle Mitglieder sind einverstanden mit Deinem Beitritt zum sbp.”

super, merci! nur, in welche kategorie ich passen würde, weiss ich nicht:

politik? nein!
kultur? nein!
gesellschaft? nein
und geschichte gibt es gar nicht.

also werde ich an der nächsten gv von schweizbloggpresse beantragen, eine neue kategorie zu eröffnen: historisierenden politkultur – berichterstattung! in das segment will ich nämlich …

herzklopfen zum zweiten …

doch damit nicht genug heute! verena vonarburg, eine historikerin, die es zum “tagi” verschlagen hat und die in diesem medium regelmässig zur gegenwart schreiben muss, ist eine der begleiterinnen auf meinen virutellen spaziergängen geworden. und hat nun darüber in der grossen presse geschrieben. eine halbe seite im “tagi”, nicht schlecht, für einen einjährigen! und endlich hat ein journalist oder eine journalistin sich selber ein bild gemacht von mir, und nicht im archiv von anderen (oder noch schlimmer: von sich selber) abgeschrieben!

schön schnell und schön flüssig ist der artikel geworden, und schöne werbung für den “stadtwanderer” ist er auch! fast ein wenig so, würde ich sagen, wie wenn frau vonarburg selber lieber bloggen als redigieren würde. ich sag da nur: versuchen sie es, es ist mega hart, macht aber mega spass!

gerne würde ich den artikel auch allen zum lesen zur verfügung stellen. nur: wie macht man ein pdf, das als email kommt, allen frei verfügbar. hilfe, ich kann das nicht!

… und herzklopfen zum dritten!

bin halt doch noch jung im metier, drum klopft mein herz immer noch, wenn einen artikel aufschalte …

stadtwanderer
(auf dem weg in die ferien!)